Frage an Jürgen Hardt von Monika E. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Hardt,
wieso befürworten Sie das sogenannte Betreuungsgeld ? Sie wissen schon, dass es totaler Schwachsinn ist. Wieso investieren Sie das Geld nicht in besseren Ausbau der Kitas. Ich bin als Mutter sehr enttäuscht. Das Geld kommt hauptsächlich den Leuten zugute, die sowieso schon genug Geld haben. Ich kann mir eine eigene Betreuung zu Hause nicht leisten.
Erklären Sie doch mal Ihr Gedanken
Danke
Sehr geehrte Frau Enders,
wir wollen keiner Familie vorschreiben, wie sie leben soll, sondern wir wollen Wahlfreiheit für alle Familien ermöglichen. Darum bauen wir die ganztägige Kinderbetreuung aus und haben den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr eingeführt.
Genauso haben wir das Betreuungsgeld geschaffen. Mit dem Betreuungsgeld setzen wir ein Zeichen für alle Familien. Familien müssen sich nicht einem staatlich vorgegebenen Leitbild anpassen - nämlich dem, das Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr in die Krippenbetreuung zu geben -, um finanzielle Unterstützung zu finden, sondern der Staat akzeptiert, dass Familien selbst entscheiden, wie sie ihr Leben leben wollen. Familien organisieren sich heute so vielfältig, so dass allein mit dem Ausbau der Krippenplätze nicht allen Wünschen von Eltern Sorge getragen wird. Viele Eltern wollen ihr Kind erst mit drei Jahren in den Kindergarten geben und sich vorher selbst um die Erziehung ihrer Kinder kümmern oder eine familiennahe Betreuung organisieren. Während der Staat jeden Krippenplatz mit circa 1.000 Euro pro Monat subventioniert, bekommen diese Eltern bisher keine zusätzliche materielle Hilfe.
Wir haben den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Unterdreijährige eingeführt. Dieser gilt ab 1. August 2013. Um diesen Kraftakt gemeinsam mit Ländern und Kommunen zu meistern, hat der Bund 5,4 Mrd. Euro in den Ausbau investiert. In Zukunft unterstützt der Bund den laufenden Betrieb der Kitas mit 845 Mio. Euro jährlich. Grundsätzlich ist die Kinderbetreuung Ländersache, d. h. der Bund kann nicht den laufenden Betrieb der Kitas regeln. Er wird jedoch das Krippenplatzangebot gemeinsam mit Ländern und Kommunen weiter bedarfsgerecht ausbauen.
Beide Ziele zusammen - die Einführung des Betreuungsgeldes und der Ausbau der Betreuungsplätze – werden in Deutschland dafür sorgen, einen Rahmen für die Kinderbetreuung zu schaffen, in dem sich jeder individuell für eine Betreuungsform seiner Kinder entscheiden kann. Und hierbei steht die Freiheit der Entscheidung im Vordergrund, niemand sollte durch die Rahmenbedingungen von seinen Wünschen und Vorstellungen abgehalten werden. Möchte man die eigenen Kinder lieber etwas länger zu Hause lassen, so muss das honoriert werden. Ebenso muss es aber die Möglichkeit geben, problemlos einen Betreuungsplatz auch für unter Dreijährige zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Hardt