Josip Juratovic MdB
Josip Juratovic
SPD
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Frage von Rüdiger G. •

Frage an Josip Juratovic von Rüdiger G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Juratovic,

in der aktuellen Debatte über den Fachkräftemangel wird über das Potential älterer Arbeitsloser Fachkräfte überhaupt nicht gesprochen.

Eine Zuwanderung nach einem Punkte System wie in z.b. in Kanada kann aber nur dann erfolgen wenn in der Wirtschaft auch endlich die Entlassung älterer Mitarbeiter und deren Ersatz durch jüngere aufhört (Alt und teuer raus, Jung und billig rein).

Falls ein Kontingent an Zuwanderung für eine bestimmte Qualifikation eröffnet wird, dann muss auch ein Budget aus der Wirtschaft und der Bundesanstalt für Arbeit für die Qualifizierung von Arbeitnehmern, die älter als 55 Jahre sind, bereitgestellt werden.

Das Ziel muss dann sein das 60% der inländischen Fachkräfte im Alter zwischen 55 und 65 beschäftigt sind.

Was ist Ihre Meinung zu meinen Forderungen?

Mit freundlichen Grüßen
Rüdiger Gruhle

Josip Juratovic MdB
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Gruhle,

vielen Dank für Ihre Anmerkungen zur Debatte um den Fachkräftemangel, die derzeit in den Medien stark diskutiert wird.

Mit der Fachkräfteentwicklung beschäftige ich mich bereits seit langem. Die SPD-Bundestagsfraktion hat bereits 2008 in einer Projektgruppe, der auch ich angehörte, ein Papier unter dem Titel „Bildungsanstrengungen verstärken – Fachkräftepotenziale ausschöpfen“ verabschiedet. Meine grundlegende Argumentation war und ist: Unternehmen dürfen erst über einen Fachkräftemangel jammern, wenn sie ordentlich aus- und weiterbilden. Es kann nicht sein, dass jedes Jahr zahlreiche Jugendliche keinen Ausbildungsplatz erhalten und ältere Arbeitnehmer ohne Weiterbildung frühverrentet werden, und die Wirtschaft, um diese von ihr selbst verschuldeten Lücken zu schließen, nach Arbeitnehmern aus dem Ausland ruft. Das Papier finden Sie unter http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_datei/0,,9770,00.pdf.

Ich stimme Ihren Forderungen zu, dass der Arbeitsmarkt altersgerechter gestaltet werden muss und dass ältere Arbeitnehmer eine Chance bekommen müssen, länger und mit guten Weiterbildungsangeboten arbeiten können. Im Jahr 2020 wird jeder dritte Erwerbstätige in Deutschland älter als 50 Jahre sein. Die Weiterbildung von älteren Fachkräfte muss in den Fokus der aktuellen Diskussion gerückt werden. Der Arbeitsmarkt von morgen braucht den Einsatz und die Kraft aller Generationen. Die SPD setzt sich bereits seit Jahren für verbesserte Bedingungen für ältere Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt ein. Unter Bundesminister Franz Müntefering haben wir das Programm „Initiative 50Plus“ ins Leben gerufen, das eine Reihe an Maßnahmen beinhaltet, damit ältere Arbeitnehmer unter guten und gesunden Arbeitsbedingungen länger arbeiten können. Doch auch die Personalabteilungen in Firmen und Unternehmen müssen älteren Arbeitnehmern aufgeschlossen entgegentreten und deren Erfahrungswissen als Bereicherung ansehen. Leider ist trotz dieser Maßnahmen die Arbeitsmarktbeteiligung älterer Arbeitnehmer noch nicht so stark angestiegen, wie es nötig wäre – auch wenn diese dank des Programms in den vergangenen Jahren verdoppelt wurde. Daher drängt die SPD-Bundestagsfraktion auf weitere Initiativen zur altersgerechten Gestaltung der Arbeitswelt.

Dennoch werden wir in den nächsten Jahren auch auf Zuwanderung angewiesen sein. Für mich ist es wichtig, dass wir den Menschen, die in unser Land kommen, eine ehrliche Chance zur Integration anbieten und diese Chance von den Migranten auch genutzt wird.

Mit freundlichen Grüßen
Josip Juratovic

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