Frage an Josip Juratovic von Jürgen R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo Josip oder jetzt MdB H.Juratovic!
Wie kann es sein dass ein ehemaliges Betriebsrats-Mitglied die Rente 67 sowie die Mwst.- erhöhung auf 19% und den Wechsel zu Porsche unterstüzt obwohl Dein ehemaliger 1.Betriebsratvorsitzender dagegen war!
m.f.G.früherer Kollege Jürgen
Lieber Kollege Jürgen,
vielen Dank für Deine Anfrage.
Das Regeleintrittsalter in die Rente liegt seit 1916 bei Männern bei 65 Jahren. Seither hat sich in der Arbeitswelt viel verändert, und auch das Lebensalter der Menschen ist glücklicherweise deutlich gestiegen. Jeder zweite Mann wird in Deutschland 80 Jahre und älter, jede zweite Frau wird 84 Jahre und älter. Zudem werden in den kommenden Jahren geburtenstarke Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden und durch geburtenschwache Jahrgänge ersetzt werden. Weniger Erwerbstätige müssen also für immer mehr Rentnerinnen und Rentner aufkommen. Damit das Rentensystem weiterhin finanzierbar bleibt, muss die Politik Maßnahmen treffen.
Ich weiß aus meiner Arbeit als Betriebsrat, dass viele Kolleginnen und Kollegen nicht bis 67 arbeiten können. Aber doch auch nicht bis 65, und häufig nicht bis 60. Deswegen müssen wir das Erwerbsleben grundlegend verändern. Wir brauchen eine Humanisierung der Arbeitswelt, damit die Menschen länger und zufriedener arbeiten und anschließend ihre Rente gesund genießen können. Heute ist es doch häufig so, dass viele krank und kaputt frühzeitig in Rente müssen und diese nicht mehr genießen können. Durch meine Erfahrung als Arbeiter und Betriebsrat arbeite ich im Bundestag daran mit, dass unsere Arbeitswelt menschlicher wird.
Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent war ein Koalitionsbeschluss von CDU/CSU und SPD. Richtig ist, dass die SPD damals ihr Wahlversprechen gebrochen hat. Richtig ist aber auch, dass dadurch die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung um 3,5 Prozentpunkte gesenkt werden konnten. Wir konnten also die Lohnnebenkosten senken, damit Arbeitnehmer mehr Netto vom Brutto haben. Deswegen habe ich der Erhöhung zugestimmt.
Was die gegenseitigen Übernahmeversuche von Porsche und VW betrifft, war ich entschieden gegen eine Übernahme von VW durch Porsche. Mit der jetzt erfolgten Übernahme von Porsche durch VW kann ich gut leben. Ich habe in einem Radiointerview gesagt, dass sich die Neckarsulmer Audi-Beschäftigten keine Sorgen machen müssen. Auch dank unserer Bemühungen als Betriebsräte haben wir in Neckarsulm hochqualifizierte Arbeitnehmer, die regelmäßig Weiterbildungen durchlaufen und sich vor keinem Wettbewerb mit anderen Automobil-Standorten fürchten müssen.
Ich bin Abgeordneter für den gesamten Wahlkreis Heilbronn, aber dennoch bleibe ich dem Audi-Standort Neckarsulm verbunden. Du kannst Dich darauf verlassen, dass ich alle Audi betreffenden Themen bereits vor einer öffentlichen Debatte mit dem Betriebsrat bespreche.
Mit freundlichen Grüßen
Josip