Frage an Joseph Fischer von Hannah M. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Außenminister,
lieber Joschka Fischer,
heute Abend war ich auf dem Frankfurter Römer beim grünen Wahlkampfendspurt und habe dort auch eine durchaus beeindruckende Rede von Ihnen gehört. Als politisch interessierte Schülerin konnte ich feststellen, dass bei diesem politischen Parforceritt nahezu alle brisanten Themen angesprochen wurden. Allerdings vermisste ich definitiv eine Forderung oder aber wenigstens eine Aussage zu einem für mich äußerst wichtigen oder gar existentiellen Konzept, das laut meinem Vater angeblich früher einmal eine zentrale Bedeutung bei den Grünen gehabt habe: nämlich das garantierte oder bedingungslose Grundeinkommen. Dieses wurde an diesem Abend - und wenn ich es richtig verfolgt habe auch im kompletten grünen Wahlkampf - mit keiner Silbe erwähnt! Aber eigentlich scheint es bereits in den sieben Jahren Regierungsbeteiligung keine Rolle mehr gespielt zu haben. Jedenfalls ist mir keinerlei Gesetzesinitiative in Erinnerung, die solch eine Forderung hätte um- oder gar durchsetzen wollen. Woran liegt dies? Ist diese Idee angesichts der wegen fortschreitender Automatisierung wohl langfristig sehr hoch bleibenden Arbeitslosenzahl nicht heute sinnvoller denn je? Wäre ein "BGE" nicht die ideale Voraussetzung für die Ankurbelung von gesellschaftlich zwar notwendigen aber unbezahlten/unbezahlbaren Arbeitsplätzen? Nach jahrelangem vergeblichen Warten auf solch eine Grundsicherung muss und wird mein Vater jedenfalls mit dem Ende dieser Wahlperiode im kommenden Frühling alle seine zeitaufwendigen kommunalpolitischen Ehrenämter niederlegen bzw. auslaufen lassen und statt dessen die Konkurrenz auf dem Erwerbsarbeitsmarkt beleben, damit sich unsere Familie nicht fatalerweise demnächst als eine "Hartz IV-Bedarfsgemeinschaft" unwürdigen Prozeduren auszusetzen hat. Wie also stehen Sie persönlich und Ihre Partei zum "BGE"? Denn gewisse politische Mitbewerber befleißigen sich dabei übrigens durchaus nicht Ihrer vornehmen Zurückhaltung!