Frage an Josef Schmid von Marietta Z. bezüglich Gesundheit
Wie stehen Sie zu dem Problem der fehlenden medizinischen Versorgung von Patienten mit ME/CFS (G. 93.3)?
Trotz etwa 250.000 ME/CFS-Kranken gibt es de facto keinen Zugang zu einem Minimum an ärztlicher Versorgung. Die meisten Ärzte kennen diese Erkrankung nicht und können diese nicht diagnostizieren. Dies führt zu einer hohen Dunkelziffer mit gefährlichen Konsequenzen für die Erkrankten.
Trotz eindeutiger Faktenlage (laut US-Gesundheitsbehörden wie dem Centers for Disease Control and Prevention) überwiegt in Deutschland der Irrglaube, es handle sich um eine psychische Erkrankung und es werden schädigende Therapien empfohlen (Bewegungstherapie, aktivierende Psychopharmaka). Im Extremfall kann Belastung zu langfristiger Schädigung führen (u.a. Prof. Scheibenbogen, Charité).
In den 4 Jahren meiner Erkrankung habe ich noch keinen Arzt mit minimalen Kenntnissen getroffen. Mein Zustand hat sich drastisch verschlechtert, nicht zuletzt durch falsche Behandlungen, ich (43) bin nun ein Pflegefall, schwerstkrank, kann kaum mehr aufrecht stehen und gehen und benötige starke Schmerz-, Herz- und Schlafmedikamente.
Wie kann sowas in Deutschland passieren? Wieso reagieren andere Staaten auf den Forschungsstand? Die norwegische Premierministerin hat sich öffentlich entschuldigt und Besserung gelobt.
Wer kontrolliert die Ärzte bzw. deren Fachgesellschaften? Mir ist bekannt, dass die Präsidentin der DEGAM absichtlich wichtige Studien ignoriert hat um ihre merkwürdige Leitlinie durchzuboxen.
Wieso gibt es kaum Forschungsgelder? Trotz eines wirtschaftlichen Schadens in zweistelliger Milliardenhöhe (US-Gesundheitsbehörde) und einem unendlichen Leid für uns und unsere Familien ist der Forschungsetat lächerlich.
Mit freundlichen Grüßen
M. Z.
Sehr geehrte Frau Z.,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Ich kann Ihren Unmut gut verstehen, in einem Land wie der Bundesrepublik kann man sich einen Missstand in der ärztlichen Versorgung nur schwer vorstellen.
Weshalb in der Bundesrepublik, wie Sie sagen, Irrglauben und schädigende Therapie vorherrschen, ist für mich als Nicht-Mediziner nicht nachvollziehbar. Ich werde Ihr Anliegen an den zuständigen Kollegen im Bayerischen Landtag weiterleiten.
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass jeder Staat seine individuelle Herangehensweise an Medizin und Forschung hat. In Deutschland regelt das Grundgesetz, dass der Bund zwar die Gesetzgebungskompetenz für die ärztliche Ausbildung hat, die Fort- und Weiterbildung fällt allerdings in die Zuständigkeit der einzelnen Länder und deren Ärztekammern. Die Hochschulen spezifizieren durch ihre Curricula schließlich die Inhalte.
Wie ich in Erfahrung bringen konnte, fördert der Bund zwar keine spezifischen Programme zu ME/CFS, hat sich aber in den letzten Jahren mit knapp 18 Mio. Euro an der Erforschung neuroimmunologischer Erkrankungen wie MS oder dem Forschungsverbund Neuroimmunologie und Schmerz beteiligt. Hier wird eine Ähnlichkeit in den Pathomechanismen neuroimmunologischer Erkrankungen, eben auch zu ME/CFS vermutet. Des weiteren werden Technologieentwicklungen und Projekte gefördert, die ebenfalls für ME/CFS relevant sein können.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Josef Schmid