Welche Rolle sollte die Atomkraft nach dem Kohleausstieg in Deutschland spielen?
Sehr geehrter Herr Rief,
Deutschland möchte als Vorreiter im Klimaschutz auf Kohle verzichten. Die Atomkraft wurde/wird ebenfalls weitestgehend abgeschaltet. Mit regenerativen Energien kann derzeit weder der Bedarf von Deutschland gedeckt werden, noch ist damit eine zuverlässige und sichere Versorgung möglich.
Gleichzeitig sitzt Deutschland auf mehreren Tonnen hochradioaktivem Abfall, für die es kein Endlager gibt (und m.E. auch nie geben wird).
Sollte man deshalb nicht nach Möglichkeiten suchen, diesen hochradioaktiven Abfall zu behandeln, um damit a) Energie zu erzeugen und b) die Menge und Halbwertszeit dieses Abfalls zu verringern? International gibt es auf diesem Gebiet zahlreiche Aktivitäten (s. WamS 04.07.21 S.8, "Mit der Macht des Atoms").
Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? Solte Deutschland dabei sein? Wie erreicht der zu hohen Strompreis in Deutschland (ca. 30 ct/kWh, https://strom-report.de/strompreise-euro) wieder europäisches Preisniveau (ca. 21 ct/kWh)?
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Frage. Wie Sie wissen, ist die Kernkraft in Deutschland ein sehr kontroverses Thema. Wir haben nach Fukushima in einem von weiten Teilen der Bevölkerung getragenen Konsens beschlossen, Stück für Stück die verbleibenden Kernkraftwerke abzuschalten. Spätestens Ende 2022 werden die letzten Kraftwerke vom Netz gehen. Auch wenn uns das bei gleichzeitigem Kohleausstieg vor große Herausforderungen stellt, halte ich eine gesellschaftliche Debatte über die Verlängerung der Laufzeiten für kaum führbar.
Sie haben völlig Recht. Es ist auch mir bekannt, dass weltweit an dem Thema geforscht wird. Leider wegen des hohen Verhetzungspotenzials zu wenig in Deutschland. Sie können aber sicher sein, wenn es risikolose, gesundheitlich unbedenkliche und finanziell leistbare Möglichkeiten gibt, wird Deutschland nicht umhinkommen, seine Politik zu überdenken.
Ich stimme Ihnen zu, der Strompreis in Deutschland ist zu hoch. Darum wollen wir als CDU/CSU mit den Einnahmen aus dem CO2-Zertifikatehandel die EEG-Umlage, die jeder Bürger mit seiner Stromrechnung zahlt, komplett abschaffen und so den Strompreis senken. Gerade wenn wir wollen, dass mehr erneuerbarer Strom auch für andere Anwendungen genutzt wird, wo heute fossile Brennstoffe zum Einsatz kommen, darf der Strompreis nicht weiter steigen.
Mit freundlichen Grüßen
Josef Rief, MdB
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