Frage an Josef Rief von Norman B. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Rief,
seit nunmehr über einem Jahr wird der Kurs des Euros entgegen den Marktentwicklungen durch die EZB in beispiellosem Ausmaß manipuliert. Diese Manöver machen langfristige Kalkulationen und Planungen unmöglich. Das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung hat dadurch stark gelitten. Wichtige Bauteile, z.B. aus dem Bereich der Elektronik müssen aus dem außereuropäischen Ausland importiert werden, denn Produktionsstätten sind vor Jahren abgewandert. Erste Unternehmen planen bereits, den Euro als Währung durch den US-Dollar dauerhaft zu ersetzen, da dieser mittlerweile wertstabiler ist.
Wann wird dem unverantwortlichen Handeln der EZB Einhalt geboten?
Mit freundlichen Grüßen
Norman Bruderhofer
Sehr geehrter Herr Bruderhofer,
vielen Dank für Ihre Frage. Eine der Kernaufgaben der Europäischen Zentralbank ist die Sicherung des Euro. Dies geschieht unabhängig, ohne politische Weisungsbefugnisse der EU oder gar der nationalen Regierungen. Dazu wird der Kurs des Euro um ein festgelegtes Inflationsziel herum stabilisiert. Wie Sie wissen, kommen wir aus einer sehr schweren internationalen Finanzkrise, in der auch das Zerbrechen der Eurozone möglich war. Dies galt es zu verhindern. Die Alternativen wären schlichtweg nicht kalkulierbar gewesen. Es hätte bedeuten können, dass Millionen Sparerinnen und Sparer ihr Geld verlieren.
Wir haben die Krise noch nicht überwunden, weshalb die EZB weiter den Markt mit „günstigem“ Geld versorgt - auch in Form von Anleiheankäufen, um das Bankensystem als Rückgrat unserer Wirtschaft zu sichern.
Ich bin überzeugt, dass dieser Weg, gepaart mit den beschlossenen Maßnahmen zur Bankenregulierung auf EU-Ebene, erfolgreich sein wird, um langfristig die Eurozone zu stabilisieren. In den USA ist man ähnlich verfahren. Nach einer stabilisierenden Niedrigzinsperiode wird nun langsam der Leitzins wieder nach oben angepasst. Dies wird zu gegebenem Zeitpunkt auch bei der EZB passieren.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen meine Sicht der Situation verständlich machen.
Mit freundlichen Grüßen
Josef Rief, MdB