Frage an Johannes Singhammer von Ulrike L. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Singhammer,
Die Diskussion um das Betreuungsgeld verfolge ich als Mutter zweier Kinder mit sehr gemischten Gefühlen.
Einerseits halte ich die Unterstützung von Eltern, die sich aktiv um die Erziehung ihrer Kinder bemühen, für dringend geboten. Familienarbeit wird derzeit von quasi "ALLEN" belächelt, nicht anerkannt, weder ideell geschweige denn finanziell. Dies mündet sogar in der Beschreibung "Idiot der Familie" zu sein (s. Elke Schmitter in "Geh doch zu den Linkshändern", Spiegel 14/2012, 2.4.12)
Ich muss sagen, diese Entgleisung hat mich erschüttert! Menschen, die sich der Familienarbeit widmen dürfen nicht als "Idioten" bezeichnet werden.
Ich selbst bin Akademikerin und habe nach einer Kinderpause halbtags Kindergarten und Kita in Anspruch genommen. Den Anspruch auf Kitaplätze ab 2 Jahren halte ich für absolut notwendig.
Allerdings halte ich auch für notwendig, während der Schulzeit auch bis in die Pubertät als Anlaufstelle den Kindern zur Verfügung zu stehen! Eine Vollzeitstelle, vor allem in akademischen Jobs, die mit einer regulären Arbeitszeit nach wie vor nicht zu machen sind, halte ich für nicht sinnvoll. Kinder brauchen Ihre Familie, die ihnen Unterstützung und Geborgenheit gerade auch heute in Schulchaos und "Fernseh- bzw. Computeraufbewahrung" bietet.
Bitte setzen sie sich für eine ehrliche Unterstützung von Familienarbeit ein. Kita, Teilzeitarbeitsmodelle, vor allem auch für Männer.
Das Betreuungsgeld ist aus meiner Sicht völlig fadenscheinig und hilft den Eltern höchstens finanziell. Leider können sie den Missbrauch in den unteren Schichten der Gesellschaft kaum verhindern. Da dies aber zum großen Schaden der betroffenen Kinder passiert, kann ich nicht verstehen, wie dies verantwortlich gewollt sein kann.
Vielleicht haben Sie doch noch eine Antwort, die ich bisher nicht im Blick hatte und die mich überzeugen könnte?
Vielen Dank
Ulrike Lauer
Sehr geehrte Frau Lauer,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Für mich ist entscheidend, dass Familien eine echte Wahlfreiheit zwischen den verschiedenen Familien- und Lebensmodellen haben müssen. Dazu gehört die Entscheidung für den Beruf genauso wie auch die Entscheidung zuhause zu bleiben. Beide Entscheidungen und jede Form dazwischen sind gleichwertig.
Daher darf der Staat nicht nur die eine Entscheidung unterstützen, sondern muß auch im Falle einer eigenen Betreuung zuhause eine Unterstützung gewähren.
Mißbrauch ist kein Argument, denn wir dürfen bestimmte Familienmodelle nicht unter Generalverdacht stellen und zudem dürfte dann auch Kindergeld oder Hartz IV für Kinder nicht ausgezahlt werden, sondern nur in Sachleistungen.
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Singhammer