Johannes Pogoda
FDP
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Frage von Philipp Q. •

Frage an Johannes Pogoda von Philipp Q. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Pogoda,
mehr und mehr Schulen in Berlin und Brandeburg wandeln sich zu Ganztagsschulen. Die Idee Freizeitaktivitäten mit Schule zu verbinden finde ich klasse. In den USA gibt es dadurch auch einen gewissen Stolz, eine Indentifikation mit der Schule durch ein solches System.
Jedoch tut sich Deutschland schwer qualitative AG´s anzubieten.
Sie sind meist von nur unerfahrenen Lehrern betreut und bieten dadurch keinen Ersatz für das qualitativ hohe Vereinstraining.
Wenn ein Kind der 7. Klasse, was durch Abitur in 12 Jahren oft 7, sogar manchmal 8 Stunden hat, bzw. 9 an Ganztagsschulen, nach der Schule noch nach Berlin zu einem Sportverein will besteht dafür durch den Hausaufgabenanfall keine Zeit.
Ich als Basketballtrainer habe in diesem JAhr damit schon Erfahrungen machen müssen...

Wie würden sie diese Zwickmühle lösen? Findne Sie, dass Ganztagsschulen sinnvoll sind?

Mit freundlichen Grüßen,
Philipp Quiel

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Quiel,

Sie haben richtigerweise die steigende Zahl von Ganztagsschulen in Brandenburg sowie anderen deutschen Bundesländern beschrieben und sind dabei speziell auf die Vereinbarkeit von Schule und Hobbys eingegangen. Insbesondere griffen Sie jedoch die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten heraus.

Hierbei ist jedoch eine Ergänzung notwendig: Es gibt offene und geschlossene Ganztagsschulen. Gymnasien zählen grundsätzlich zu den geschlossenen Ganztagsschulen, da die Schülerinnen und Schüler nicht selten mehr als 7 Schulstunden am Tag haben und somit bis 15 Uhr in der Schule gebunden sind. Wenn man von Ganztagsschulen spricht, so spricht man keineswegs von Schulen, an denen Schülerinnen und Schüler bis 18 Uhr verpflichtend gebunden sind. Es geht vielmehr darum, dass Schulen deren Unterricht hauptsächlich am Vormittag stattfindet ihr Angebot in den Nachmittag erweitern, was einerseits durch zusätzliche, freiwillige Angebote am Nachmittag (offene Ganztagsschule) oder die Umstrukturierung des Schulalltags (z. B.: Unterricht, längere Erholungsphase, Hausaufgabenbetreuung, Unterricht, spezielle Arbeitsgemeinschaften und Sportgruppen, Unterricht ...), wobei die Schülerinnen und Schüler nicht immer an den Angeboten teilnehmen müssen, sie aber in gewisser Weise forciert werden, da sie sonst in dieser Zeit keine Beschäftigung aus Sicht der Schule haben.

Persönlich begrüße ich vor allem die offene Ganztagsschule, weil es die berufstätigen Eltern entlastet und die Kinder in der Zeit nicht nur warm irgendwo untergebracht sind, sondern in dieser Zeit sich gemeinsam mit anderen Kindern beschäftigen und im Optimalfall dabei auch noch etwas lernen.

Es gibt hierbei sicherlich noch einen sehr großen Nachholbedarf, was die Angebote und die Qualität sowie Vielfalt dieser anbelangt, jedoch haben Länder wie die USA dies bzgl. auch eine viel größere Tradition und Kultur, welche es in Deutschland erst zu entwickeln gilt.

Um jedoch auf Ihr konkretes Problem zurückzukommen, so halte ich die Etablierung einer neuen Schulkultur - insbesondere in den Gymnasien - für unumgänglich. Eine Schule, die nicht nur den Anspruch ein Ort des Lernens zu sein, sondern auch ein Lebensort zu sein. Ich wünsche mir eine Schule, in der Schülerinnen und Schüler gemeinsam Lernen im Klassen- oder Kursverband aber auch individuell während des Unterrichts wie in den Unterrichtspausen lernen. Sie sollen nach Hause gehen ohne Hausaufgaben, weil sie diese bereits in der Schule erledigt haben, wo sie Lehrerinnen und Lehrer um Hilfe bitten können und die Schulbibliothek und Computerräume kostenfrei nutzen können.

Ich glaube, dass die Wahrnehmung von Freizeitaktivitäten auch weiterhin möglich sein wird, trotzdem der Schulalltag sich langfristig weiter in den Nachmittag verlagern wird, wobei jedoch schulische Aufgaben, die sonst zu Hause erledigt wurden, in die Schule verlegt werden sollten.

Für Nachfragen stehe ich Ihnen natürlich gern zur Verfügung.

Ihr Johannes Pogoda