Frage an Johann Georg Jaeger von Hermann M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Jaeger,
Ihre Partei möchte gerne 20.000 grüne Jobs schaffen, wie stehen sie zur Einstellung des Umweltwissenschaftlichen Studienganges an der Uni Rostock, zur Schließung zahlreicher Professuren in diesem Bereich, und zur Umstrukturierung der AUF hin zu einer mehr Agrarwissenschaftlichen Fakultät?
Wie stehen Sie dazu, dass bestehende Professuren zum Teil nur noch wiederbesetzt werden, da sich Firmen für unser Land mittels Stiftungsprofessuren einsetzen?
Woher sollen zukünftige Fachkräfte kommen, wenn man heute nicht in deren Ausbildung investiert?
Beste Grüße
Hermann Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Fragen! Ich teile Ihre Kritik an den aktuellen Entwicklungen in der Forschungs- und Hochschulpolitik in unserem Land. Es wird viel zu wenig auf wichtige Zukunftsthemen wie Umweltschutz und Erneuerbare Energien gesetzt. Zum Beispiel wurde die einzige Professur, die im Land speziell zu den Erneuerbaren Energien forscht, von der Wirtschaft gestiftet. Die Grünen begrüßen natürlich wirtschaftliches Engagement in der Forschung und in der Hochschulfinanzierung. Aber eine Grundfinanzierung und eine Grundausstattung in wichtigen und zentralen Themen muss auch in Zukunft staatlich gewährleistet bleiben. Ich teile auch Ihre Kritik bezüglich der "überstürzten" Schließung des Studienganges LKU, infolgedessen viele Studierende nach Abschluss ihres Bachelors unerwartet keinen weiterführenden Masterstudiengang beginnen konnten.
Aufgrund der Sparvorgaben des Landes müssen die Hochschulen 20 Prozent ihres Personals bis 2017 abbauen. Das haben SPD und LINKE 2005 beschlossen. Die CDU hat 2006 im Koalitionsvertrag mit der SPD ebenso zugestimmt. Diesen Hochschulrückbau wollen wir Grünen stoppen. Unter anderem haben wir vorgesehen, mehr Stellen im Forschungs- und Bildungsbereich zu schaffen. Denn nicht zuletzt die AUF hat unter diesem Spardiktat neben der Juristischen Fakultät in Rostock am meisten gelitten. Mit dem Bauingenieurwesen wurde bekanntlich ein ganzer Fachbereich an der AUF ersatzlos gestrichen. Nun hat die AUF kaum mehr Ressourcen, um die thematische Breite der verbliebenen Fachbereiche in Zukunft aufrecht zu erhalten und zu verstärken. Deswegen ist es aus Sicht der Landesregierung nur konsequent, dass sich die AUF nochmals konzentriert und damit auch die Vorgaben des Wissenschaftsrates erfüllt. Letztendlich führen solche Pseudokonsequenzen eben auch zu Fehlentscheidungen und ganz konkret zum Ausstieg aus einem zukunftsträchtigen und wichtigen Forschungsfeld wie den Umweltwissenschaften. Nichtsdestotrotz halten wir natürlich auch die Agrarwissenschaften, genauso wie das Bauingenieurwesen, für wichtige Forschungsfelder und Ausbildungsbereiche mit Blick auf Energiewende und Klimawandel. Deswegen wollen wir im Kürzungskampf die Wissenschaften nicht gegeneinander ausspielen, sondern mehr Geld für Forschung und Hochschulen in die Hand nehmen und stattdessen an unsinnigen Großprojekten, Flughafenförderung etc. sparen.
Mit freundlichen Grüßen
Johann-Georg Jaeger