Frage an Johann Georg Jaeger von Matthias M. bezüglich Medien
Sehr geehrter Herr Jäger,
die Kernelemente des Wahlprogramms der Grünen zum Thema "Kultur etc." enthalten u.a.
1. "Unterstützung für die Verbreitung freier und quelloffener Software (Open-Source-Software)".
a) Wie stellen sich Ihre Partei bzw. Sie diese Unterstützung vor?
b) Meines Erachtens bedarf es auch gar nicht der Unterstützung der entsprechenden Software, sondern entsprechender Angebote. Diese zu erstellen ist relativ aufwändig und kostenintensiv, so dass die finanziell ohnehin eher limitierten Kulturinstitutionen dazu kaum in der Lage sind. Existieren bei Ihrer Partei bzw. bei Ihnen konkrete Überlegungen, wie die Erstellung von Open-Source-Angeboten zu fördern ist?
c) Auf welche Themenfelder sollten sich nach Ihrer bzw. Ihrer Partei Ansicht solche Angebote erstrecken?
2. "Förderung der vielen kleinen Initiativen und Einrichtungen, die die lokale Erinnerungskultur lebendig halten".
a) Warum sollen nur kleine Initiativen und Einrichtungen gefördert werden?
b) Warum sollen nur Initiativen und Einrichtungen für die lokale Erinnerungskultur gefördert werden? Existiert nicht auch Landesgeschichte, ein "Gedächtnis des Landes"?
c) Was bedeutet eigentlich "Förderung"?
3. "KooperationspartnerInnen in Bildung, Wirtschaft, Sozialverbänden, Kirchen, Vereinen, im Stiftungswesen und in Sponsorenkreisen sollen an der Vernetzung der Kulturinstitutionen beteiligt werden".
Was damit ausgesagt werden soll, verstehe ich überhaupt nicht - verkörpern Verbindungen unter den genannten Kooperationspartnern nicht gerade die Vernetzung der Kulturinstitutionen?
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Manke,
herzlichen Dank für Ihre Fragen.
Zu Ihrer ersten Frage. Ich hoffe, ich habe diese richtig verstanden. Uns geht es schon um die Förderung von Open Source-Software. Dies kann geschehen, indem etwa im Bereich der Landesverwaltung (Ministerien, Schulen und Hochschulen, nachgeordnete Behörden usw.) wo immer möglich Open Source-Software verwendet wird. Es gibt hierfür eine Reihe guter Beispiele in Deutschland.
Zu Ihrer zweiten Frage:
Die Erhaltung und Förderung großer landeshistorischer Denkmäler und Institutionen ist nicht in Gefahr und wird von uns auch nirgends in Frage gestellt. Im Gegensatz dazu sehen wir gerade die kleinen, lokal und/oder thematisch spezialisierten Ansätze zu einer breit und vielfältig wachsenden, oft auch kritisch und kontrovers sich entfaltenden Erinnerungskultur überall in MV ständig bedroht. Neben unserem selbstverständlichen Engagement für die weitere Entwicklung der großen Kultureinrichtungen des Landes gilt es gerade diejenigen Initiativen zu erhalten und zu ermutigen, die weitgehend auf ehrenamtlichem Engagement und dezentraler Vereinsarbeit beruhen und die damit zunächst vor allem lokale Identitäten stiften. Aus ihrer Vernetzung untereinander wie auch mit den großen Institutionen für Landesgeschichte genauso wie mit ihrer Erschließung für die BürgerInnen, Schulen und den Tourismus entfalten sich erst differenzierte Erinnerungsbilder des gesamten Landes. Neben der Existenzsicherung und Entfaltungshilfe liegt besonders in der Vernetzung und Erschließung der Kulturlandschaft der Grüne Schwerpunkt kultureller Förderung.
Zu Ihrer dritten Frage:
Vernetzung innerhalb des Kulturbereichs wie in die Gesellschaft hinein ereignet sich noch zu sporadisch. Bündnis 90/Die Grünen fordern, bereits existierende und bislang nur potentielle PartnerInnen für Kulturinstitutionen in Bildung, Wirtschaft, Sozialverbänden, Kirchen, Vereinen, im Stiftungswesen und in Sponsorenkreisen in die Vernetzung der Kulturlandschaft tiefer einzubeziehen. Aus den noch wenigen, gelegentlichen Kooperationen soll eine Kultur der Partnerschaft zwischen gesellschaftlichen Gruppen und den Kulturinstitutionen erwachsen und so das kulturelle wie das gesellschaftliche Leben des Landes bereichern.
Mit freundlichen Grüßen
Johann-Georg Jaeger