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Jörn Wunderlich
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Frage von Heinz W. •

Frage an Jörn Wunderlich von Heinz W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Wunderlich,

ist die Finanz-und Wirtschaftskriese der Anfang vom Ende des Kapitalismus?
Hat die These von Karl Marx gültigkeit indem er sagt, das sich der Kapitalismus selbst vernichtet durch seine Überproduktion?
Es wäre wünschenswert.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Wohlfarth,

zunächst erlaube ich mir, darauf hinzuweisen, dass nach meiner Auffassung Karl Marx - entgegen anders lautenden Interpretationen - kein Anhänger und Vertreter von Zusammenbruchstheorien war, also einer Implosion des Kapitalismus an seinen inneren Widersprüchen. Überproduktion findet in der Tat im Kapitalismus statt und entlädt sich in zyklischen Krisen, in denen - neben einem Ansteigen der Arbeitslosigkeit - Werte, also Kapital vernichtet wird.
Kapitalvernichtung findet auch in der aktuellen Finanzkrise statt, ohne dass dies das Ende des Kapitalismus bedeutete. Aus der Geschichte des Kapitalismus ist bekannt, dass er sich ständig neu reproduziert und auch transformiert. Was in der jetzigen Krise bestenfalls geschehen kann, ist das Ende einer spezifischen, neoliberalen Variante des Kapitalismus, des finanzgetriebenen Kapitalismus.
Das ist noch nicht endgültig ausgemacht, wie man in der hiesigen Debatte sieht. Der Staat stellte zwar einen Rettungsfonds bereit, aber es fehlen bisher Gesetze und Regelungen, die das Primat der Politik über die Wirtschaft, vor allem aber über das Banken- und Kreditwesen, wieder herstellen, wie das die Linke fordert.
Wir werden nach dieser Krise den Kapitalismus nicht überwunden haben, sondern vielleicht einen stärker regulierten Kapitalismus, vielleicht sogar einen sozial gerechteren Kapitalismus. Aber das wird das Ergebnis von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen sein und der Frage, ob sich dabei mehr die Linke durchsetzen wird, oder aber die Konservativen und Liberalen (und Grünen) sowie die Sozialdemokratie nach dieser Krise wieder zur gewohnten neoliberalen Tagesordnung übergehen.

Mit freundlichen Grüßen

Jörn Wunderlich