Frage an Jörg Länge von Friederike H. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Länge,
was halten Sie von der Beimischung von Biokraftstoffen, z.B E10?
Grüße
Friederike Haase
Beimischung von Biokraftstoff
Seit kurzem ist das Angebot von Benzin mit der Beimischung von 10 Prozent Biokraftstoff (E-10) an allen deutschen Tankstellen verpflichtend. Nach EU-Vorgaben sollen dem Benzin aus Klimaschutzgründen zehn Prozent Bioethanol aus Mais, Getreide, Zuckerrohr oder Zuckerrüben beigemischt werden. Bis 2020 sollen in der EU dem Benzin sogar 20 Prozent Biokraftstoffe beigemischt werden.
Den Menschen wird dabei vermittelt, dass sie beim Tanken von E-10-Sprit umweltfreundlich Auto fahren.
Die in Brüssel ansässigen europäischen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben jedoch die vollständigen Klimaeffekte durch den Einsatz nachwachsender Kraftstoffe untersucht und festgestellt, dass der Einsatz von Agrarkraftstoffen dem Klima nicht nützt, sondern erhebliche Nachteile mit sich bringt.
Da in Europa die Flächen für Agrotreibstoffe natürlich bei weitem nicht ausreichen, werden die Energiepflanzen großenteils aus Ländern wie Brasilien oder Indonesien importiert werden müssen. Weil laut Gesetz keine Regenwälder für Agrarkraftstoff gerodet werden dürfen, wird ein verhängnisvoller Verdrängungswettbewerb in Gang gesetzt: Biomasse für die Kraftstoffe wird auf bestehenden Plantagen angebaut, für die Nahrungserzeugung werden dafür aber neue Gebiete gerodet.
Die Studie belegt eindeutig, dass sich durch diese indirekte Landnutzung eine deutlich schlechtere Klimabilanz ergibt, als beim Sprit aus Erdöl.
Der wirksamere Weg zu einer klimafreundlicheren Mobilität wäre eindeutig, die rasche Entwicklung von energieeffizienteren Autos. Diese Entwicklung haben unsere Konzerne auch mangels unzureichender politischer Vorgaben bisher leider weitgehend verschlafen.
Dazu müssen alle Möglichkeiten der Verkehrsverlagerung auf klimafreundlichere Verkehrsmittel wie Fahrrad, Bus und Bahn und das Schaffen von Siedlungsstrukturen, die weniger Verkehr erzeugen, genutzt werden. Ganz wichtig ist auch, dass sich jeder Einzelne überlegt, ob wirklich jede Autofahrt nötig ist.
Die gegenwärtige Preispolitik an den Tankstellen ist mehr als ärgerlich. Die herkömmlichen Benzinsorten werden verteuert, so dass mehr E-10-Sprit verkauft wird. Dazu wird meist nicht darauf hingewiesen, dass mit E-10 der Spritverbrauch um ca 3 Prozent höher ist als beim herkömmlichen Superbenzin, was den Preisvorteil natürlich relativiert. Die aggressive Preispolitik zugunsten des Biosprits hängt natürlich v.a. damit zusammen, dass die Mineralölkonzerne gesetzlich verpflichtet sind, einen bestimmten Anteil an Biokraftstoff zu verkaufen.
(Die Informationen für diese Antwort habe ich teilweise der Mitgliederzeitschrift des VCD entnommen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Länge