Jörg Dürre Kandidat Piratenpartei Hamburg
Jörg Dürre
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Frage von Carsten W. •

Frage an Jörg Dürre von Carsten W. bezüglich Umwelt

Moin Herr Dürr,

Sie haben mit der Firma Biomotor GmbH Palmöl-BHKW beworben. Macht der Betrieb von BHKW mit nachhaltig erzeugtem Palmöl nach dem EEG noch wirtschaftlichen Sinn?

mfg
Carsten Wulf

Jörg Dürre Kandidat Piratenpartei Hamburg
Antwort von
PIRATEN

Hallo Herr Wulf,

ich bin weiterhin der Meinung, das Pflanzenöl BHKW auch für importierte Öle eine effiziente Verwendung sind. Gute BHKWs nutzen über 80% der im Brennstoff vorhandenen Energie. Die Gesetzgebung 2004 begründete daher 6 Cent Bonus pro Strommenge (kWh) mit dem Ausgleich höherer Kosten, für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe. Für die nachträglich geforderte Nachhaltigkeitszertifizierung wurde dem entgegen kein Kostenausgleich vorgesehen. Auch für die Förderung von besonders fairer und ökologischer Erzeugung von Pflanzenölen gibt es keine Mittel.

Bei damaligen Rapsölpreisen von 500 Euro pro Tonne Öl waren die Anlagen je nach Qualität, sehr wirtschaftlich. Gute Anlagen können über 700 Euro pro Tonne an Stromeinnahmen erzielen. Viele Kohlekessel konnten ersetzt werden. Anfang 2007 wurde Kraftstoffbeimischungsquote eingeführt. Rapsölpreise z.B. stiegen von 500 Euro auf 700 Euro im Mai 2007. Hermann Scheer hatte schon 2006 vor der Quote gewarnt.

Heute ist es für die Mineralölindustrie zur Vermeidung von Strafzahlungen wirtschaftlich, um 1.100 Euro für Pflanzenöl als Biodieselgrundstoff zu bezahlen. Rapsöl kostet bereits über 1200 € (Palmöl 1050). Steigt der Mineralölpreis, dann steigen die Pflanzenölpreise über die Beimischungsquote automatisch mit. Unsere Regierung sagt, „die EU“ hätte die Quotenregelung so vorgeschrieben. Der Vergütungssatz für BHKW bleibt hingegen immer gleich und macht diese preislich chancenlos.

Ärgerlich ist, dass herkömmliche Fahrzeuge nur 30% der Energie nutzen. Zur befristeten Förderung von Biodiesel wäre eine Steuerbefreiung von reinem Biodiesel in Hybridfahzeugen besser, da Energie sparend. Die EU fördert im Gegensatz zum deutschen Gesetz auch Ökostrom z.B. aus BHKW oder aus Windkraft für Elektroautos zur Erfüllung der Quote.

Deutschland produziert ca. 1 Million Tonnen Rapsöl mehr, als für Futtermittel und Lebensmittel nötig. Alle Pflanzenöl BHKW zusammen würden etwa die Hälfte davon verbrauchen. Deutschland setzte 2007 hingegen 3,3 Millionen Tonnen Biodiesel ein. Wir verbrauchen weit mehr Öl, als wir hierzulande erzeugen. Wir sollten Förderung meiner Meinung nach auf lokal nachhaltig erzeugbare Energie konzentrieren oder aktiv faire Projekte zur Bioenergieerzeugung im Ausland mit Geld, Technologie und Abnahmegarantien unterstützen. Hier könnte Hamburg als "Umwelthauptstadt" Akzente setzen.

Exakte Antwort: Nein, kein EEG Pflanzenöl-BHKW ist heute wirtschaftlich zu betreiben. Wenn die grundfalsche Biokraftstoff Zwangsbeimischung in der heutigen Form bleibt, sind 1 Milliarde € Investition des Mittelstands in EEG BHKW verloren. Weiter steigende Pflanzenöl Preise gefährden auch die Biodieselproduzenten. Eine gigantische Vernichtung von Vermögen und Wettbewerb im Energiemarkt. Gewinner sind voraussichtlich die alten Energiekonzerne.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Dürre