Frage an Jörg Bode von Marie D. bezüglich Verkehr

Sehr geehrte Frau Diephaus,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 28.02.2011. Gern möchte ich Ihnen Ihre drei Fragen zur Konzeption des S-Bahn Netzes Hannover beantworten:

Warum wird die S-Bahn Hannover nicht bis Rinteln und Walsrode verlängert?

Die derzeitige Bedienung im S-Bahn Netz Hannover hat sich grundsätzlich bewährt. Sie beruht vor dem Hintergrund der finanziellen Leistungsfähigkeit sowie der vorhandenen Kapazität der Strecken und Lage der Städte und Gemeinden im Infrastrukturnetz auf intensiven Planungen der niedersächsischen Aufgabenträger des SPNV. Dabei werden z.B. die Entwicklung der Fahrgastzahlen und die Erforschung der Nutzerbedürfnisse zugrunde gelegt. Rinteln und Walsrode werden deshalb nicht durch das SPNV-Produkt „S-Bahn“ bedient, sondern die Orte werden durch Regionalbahnen erschlossen.

Warum gibt es keine Option die Sünteltalbahn als S-Bahn wieder aufzubauen?

Die Infrastruktur der ehemaligen Sünteltalbahn ist zum überwiegenden Teil bereits abgebaut, so dass eine Reaktivierung der Strecke für den SPNV quasi einen kompletten Neubau der Strecke erfordern würde. Neben diesen einmaligen erheblichen Investitionskosten für den Bau der Eisenbahninfrastruktur müssten vom Land Niedersachsen zusätzlich dauerhaft Subventionen für den laufenden Betrieb gezahlt werden, da nur ca. 1/3 der Betriebskosten im SPNV durch Fahrgeldeinnahmen gedeckt werden können.

Dies ist unter den derzeitigen finanziellen Randbedingungen, d.h. der Höhe der Regionalisierungsmittel, die Niedersachsen vom Bund für die Bestellung von SPNV-Leistungen erhält, nicht darstellbar. Zum einen hat sich der Finanzierungsspielraum in den letzten Jahren verengt, denn die Regionalisierungsmittel wurden um 282 Mio. € im Zeitraum 2006 – 2010 gekürzt. Außerdem ist zur Zeit nicht absehbar, wie sich die Finanzsituation der Länder ab 2014/2015 entwickeln wird, da sowohl die Revision des Regionalisierungsgesetzes als auch des Entflechtungsgesetzes ansteht.

Aus diesen Gründen ist derzeit der Erhalt und die Sicherung des bestehenden SPNV – Netzes und seiner Bedienung vordringlich.

Warum wird der S-Bahn Halt in Hasperde nicht reaktiviert?

Eine Reaktivierung eines Haltepunktes kann nur dann verfolgt werden, wenn den anfallenden Investitions- und Betriebskosten auch ein entsprechender Nutzen gegenübersteht. Die Erfahrungen bei vergleichbaren Projekten haben gezeigt, dass bei der Wiederherstellung der Station Hasperde mit einmaligen Investitionskosten in Höhe von zwei Millionen Euro zu rechnen ist. Die Finanzierung dieser Kosten müsste im Übrigen, vorausgesetzt die Nutzen-Kosten-Untersuchung wäre positiv, mit der für die Infrastruktur Verantwortlichen und Vorhabenträgerin, der DB AG, geklärt werden.

Prüfungen des zuständigen Aufgabenträgers für den SPNV, der Landesnahverkehrsgesellschaft, haben jedoch ergeben, dass das abgeschätzte Nachfragepotential in Hasperde die Reaktivierung der Bahnstation nicht rechtfertigt, zumal sich die Reisezeit für die übrigen Fahrgäste der S-Bahn-Linie Hannover – Paderborn verlängern würde. Außerdem ist die Einrichtung einer neuen Station eisenbahnbetrieblich problematisch, da der derzeitige Fahrplan dieser Strecke schon heute keinen zeitlichen Spielraum aufweist. Die Realisierung der Maßnahme würde daher voraussichtlich zusätzliche Fahrzeuge erfordern, deren Kosten das Projekt zusätzlich belasten würden.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Bode