Frage an Jochen Nagel von Anette M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Nagel,
ich finde die Frauenquote diskriminiert Männer und Frauen. Männer, weil, um die Quote einzuhalten, auch weniger qualifizierte Frauen einstellt werden müssen. Frauen werden diskriminiert, weil sie auf eine Quote reduziert werden und sich deshalb nie sicher sein können, ob sie die Stelle wegen der Qualifikation oder des Geschlechts bekommen haben.
Ferner konzentriert sich die Frauenquote nur auf Führungspositionen und nicht auf die weniger gut bezahlten Stelle, die von Männern dominiert werden, wie z. B. Kanalarbeiter.
Sollten dann nicht im Zuge der Gleichberechtigung diese Stellen mit einbezogen werden und auch eine Männerquote für frauendominierte Berufe (z.B. Erzieher) geschaffen werden?
Wie ist der Standpunkt Ihrer Partei zu diesem Thema?
Mit freundlichen Grüßen
Anette Müller
Sehr geehrte Frau Müller,
schaut man sich die heutige Realität an, so muss man feststellen, dass viele Positionen von Männern nur deshalb besetzt werden, weil sie Männer sind. Wie sonst sollte man sich die aktuelle Schieflage erklären? Auch noch auf dem Hintergrund, dass Frauen im Durchschnitt bessere Bildungsabschlüsse vorweisen können als Männer.
Die Frauenquote ist aus meiner sich deshalb absolut nicht diskriminierend. Im Gegenteil: Sie dient der Abschaffung einer vorhandenen Diskriminierung. Wäre sie nicht von einigen Parteien seit längerem eingeführt worden, säßen heute im Bundestag mit Sicherheit noch rund 90% Männer.
Die aktuelle Diskriminierung von Frauen zeigt sich aber mindestens genauso gravierend in der Unterbezahlung von Frauen am Arbeitsplatz. Immer noch bekommen Frauen für ihre Arbeit durchschnittlich rund 20% weniger Gehalt als Männer. Frauenberufe sind systematisch unterbezahlt. Dazu gehört auch der Beruf der Erzieherin. Diese Unterbezahlung ist ein wesentlicher Grund, weshalb Männer sich auf diesen Beruf nicht bewerben. Eine Männerquote würde an dieser Stelle deshalb überhaupt nichts nützen.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Nagel