Frage an Jochen Hartloff von Bruno H. bezüglich Finanzen
Wie können Landes- und Bundesregierung verhindern, dass die EZB im Rahmen der Bankenrettung mit ihrer Niedrigzinspolitik vor allem die Sparer mit geringem Vermögen enteignet und die Lebensversicherungen in die Bredoille bringt, weil sie mit "sicheren" Staatsanleihen kaum mehr Gewinne = Zinsen für ihre Kunden erwirtschaften können???
Sehr geehrter Herr Heil,
Fakt ist sicherlich, dass die Zinsen im EURO-Raum ein historisches Tief erreicht haben. Glaubt man den Experten, wird sich daran erst einmal wenig ändern. Gut ist das Zinstief nur für diejenigen, welche sich Geld leihen. Nachteile bringen die niedrigen Zinsen aber für Sparer. Problematisch wird die Niedrigzinsphase insbesondere in Kombination mit einem Anstieg der Inflationsrate. Dadurch beschleunigt sich die sogenannte reale Vermögensentwertung. Tatsächlich haben wir zurzeit in Deutschland allerdings auch eine sehr niedrige Inflationsrate. In manchen südeuropäischen Staaten wird von Experten eine sogar eine Deflation befürchtet.
Allerdings kann nicht davon die Rede sein, dass niedrige Zinsen eine Enteignung bedeuten würden, da jeder in der Wahl seiner Geldanlagen frei ist. Dabei verkenne ich nicht die Auswirkung von Niedrigzinsphasen auf die Wertsicherung langfristiger Anlagen, wie z.B. Lebensversicherungen oder Rentenversicherungen, welche nicht umlagefinanziert sind.
Schließlich darf man die finanzwirtschaftlichen Gesamtumstände nicht übersehen. Bei niedrigem Wachstum gibt es nur niedrige Zinsen. Genau deswegen hat die Europäische Notenbank (EZB) den Leitzins im Mai 2013 im Kampf gegen die Rezession im EURO-Raum auf das Rekordtief von 0,5 Prozent gesenkt. Ähnlich sind übrigens die Notenbanken in den USA, Großbritannien und Japan vorgegangen. So gesehen ist die Zinssenkung eher das Gegenteil einer Enteignung, denn sobald die Wirtschaft wieder anspringt, werden auch die deutschen Sparer von steigenden Zinsen profitieren.
Die EZB legt niedrige Leitzinssätze fest, um durch günstige Kreditvergaben letztlich ein Investitionsklima zu schaffen, welches Wirtwachstum fördert. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Gesamtsituation, welche u.a. auch durch Spekulationsgeschäfte, unverantwortliches Handeln mancher Großbanken sowie der Immobilienblase in USA mitverursacht wurde, halte ich dieses Vorgehen für im Prinzip für sinnvoll und denke, dass ein Teil der wirtschaftlichen Stabilität in unserem Land auch darauf fußt. Hierzu finden Sie in den Medien, wie Sie sicherlich beobachtet haben, ein breites Meinungsspektrum, bei welchem diese Fragen diskutiert werden.
Hinweisen darf ich noch darauf, dass durch die Niedrigzinsphase auch ein Anwachsen der Staatsverschuldung gebremst wird.
Ich gehe davon aus, dass bei einer weiteren wirtschaftlichen Erholung im EURO-Raum die Zinsen mittelfristig auch wieder steigen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Hartloff