Frage an Joachim Poß von Cora von H. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Poss,
selbstverständlich sollten deutsche Politiker in erster Linie die Interessen der Deutschen vertreten, denn schliesslich wurden alle genau dafür gewählt. (Herr Weidmann)
Mir ist Ihre Haltung zu den Eurobonds absolut unbegreiflich, ich bin sogar entsetzt!!
Deswegen habe ich nur eine kurze und knappe Frage an Sie.
Wo liegt nach Ihrem Dafürhalten der Vorteil für Deutschland bzw den Steuerzahler, wenn es Eurobonds gibt. Glauben Sie, das es ein Vorteil ist höhere Zinsen zu bezahlen??
Mit freundlichen Grüssen
Cora von Haeften
Sehr geehrte Frau von Haeften,
niemand wird ernsthaft behaupten, dass Eurobonds ein Allheilmittel zur Lösung der Schuldenkrise sind.
Aber immer mehr Wirtschafts- und Finanzexperten sprechen sich unter Abwägung der sonstigen Alternativen für die Einführung streng konditionierter Euro-Bonds aus. Intelligent und verantwortlich konstruierte Euro-Bonds können ein weiterer Stabilisierungsanker für die Euro-Zone in schwieriger Lage sein. Dies gilt umso mehr da nun auch zunehmend die Notwenigkeit eines Schuldenschnitts zumindest für Griechenland eingesehen wird. In der Folge wären Eurobonds eventuell eine denkbare Maßnahme, um den „Wackelkandidaten“ die auch danach noch notwendige Kreditaufnahme zu ermöglichen.
Diese notwendige Stabilisierung der Eurozone liegt eben viel eher im wohlverstandenen deutschen Interesse als ein langfristig wahrscheinlich wesentlich teureres Abwarten oder das Auflegen immer größerer Rettungspakete. Die Befürworter von Eurobonds - wozu namhafte Wirtschaftswissenschaftler zählen - weisen zu Recht darauf hin: Die Kritiker eines Schuldenschnitts und von Eurobonds bleiben das Aufzeigen einer realistischen und "preiswerteren" Alternative schuldig. Bei Ihrem Hinweis auf das wahrscheinlich im Vergleich zu rein deutschen Anleihen höhere Zinsniveau von Eurobonds übersehen sie außerdem einen wesentlichen Punkt: Der extrem geringe Zinssatz zu dem die Bundesrepublik derzeit Geld aufnimmt, ist zu einem guten Teil auch durch Substitutionseffekte im Gefolge der aktuellen Krise zu erklären. Investoren, die bisher ihr Geld auch in den Staaten angelegt hatten, die nun im Mittelpunkt der Krise stehen, weichen nun auf deutsche Anleihen aus und drücken nun über ihr verändertes Anlageverhalten das Zinsniveau für deutsche Anleihen. Insofern würden es Eurobonds allen Staaten wieder ermöglichen, zu einem fairen Preis Geld aufzunehmen. Darüber hinaus wird oft übersehen, dass durch die Einführung von Eurobonds auch ein besonders großer und liquider Markt geschaffen werden würde, der gerade ob seiner Größe für institutionelle Investoren attraktiver sein könnte als die bisher sehr fragmentierten Teilmärkte für Anleihen. Dieser Aspekt könnte sich durchaus auch dämpfend auf das Zinsniveau am Markt für Eurobonds auswirken.
Die SPD verknüpft die Forderung nach Einführung von Eurobonds mit klaren und eindeutigen Forderungen an die Länder, die von diesen Bonds profitieren würden. Dies ist allemal sinnvoller als das Vorgehen der Regierung Merkel: Jetzt sich einfach zu weigern über dauerhaft tragfähige Lösungen auch nur nachzudenken und so demnächst als Getriebene der Märkte unter Zeitdruck erneut deutsche Steuergelder in die nochmalige Vergrößerung von Rettungsschirmen zu stecken.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Poß