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Joachim Poß
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Frage von Rainer M. •

Frage an Joachim Poß von Rainer M. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Poß,

Laut verschiedener Presseorgane haben Sie geäußert, Herr Wiedeking habe "objektiv versagt und Milliarden in den Sand gesetzt". Und weiter: "Diese Gierlappen sind dabei, die Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft zu zerstören".

Hierzu frage ich Sie: Haben Sie sich einmal ansatzweise mit der Entwicklung von Porsche seit den 80er-Jahren befasst? Falls ja, wie können Sie ignorieren, dass sich das Unternehmen unter der Führung von Herrn Wiedeking von einem angeschlagenen Sportwagenbauer zum profitabelsten Autohersteller der Welt entwickelt hat?

Meines Erachtens kann man Herrn Wiedeking, der das Unternehmen Porsche seit mehr als fünfzehn Jahren führt und den Unternehmenswert derart nachhaltig gesteigert hat, nun wirklich kein kurzfristiges Profitstreben nachsagen. Ihn als "Gierlappen" zu bezeichnen ist schlichtweg unanständig.

Können Sie mir bitte erklären, warum die Eigentümer die erfolgreiche Arbeit Managers im Falle einer Abberufung nicht mit einer entsprechenden Abfindung honorieren sollten - insbesondere falls dies der Arbeitsvertrag so vorsieht? Ist Ihnen die daraus resultierende Einkommensteuer (plus Reichensteuer plus Solidaritätszuschlag) in Millionenhöhe nicht willkommen?

Und schließlich frage ich Sie, ob Sie mit derartigen Äußerungen nicht Ihrerseits die Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft untergraben, indem Sie Stimmung gegen profitable Unternehmen machen während Sie in der Regierung Steuermittel (die nicht zuletzt von Unternehmen wie Porsche stammen) für die künstliche Lebensverlängerung maroder Töchter von tatsächlich schlecht gemanagten US-Autobauern verschwenden.

Vielen Dank im voraus für Ihre Antworten,

Rainer Maurer

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Maurer,

dass mir eine Abfindung in Höhe von 50 Millionen Euro – unabhängig von allen juristisch fundierten Ansprüchen – in Relation zu dem Einkommen eines Arbeitnehmers unangemessen hoch erscheint, wird Sie sicherlich nicht überraschen. Dabei ist es auch erst einmal gleichgültig, wie Herr Wiedeking das Geld zu verwenden gedenkt.

Letztendlich hilft in diesem Zusammenhang übrigens auch der Hinweis auf die Leistungen Wiedekings nach seinem Amtsantritt nicht wirklich weiter: Die in diesem Zusammenhang unbestritten erzielten Erfolge im operativen Geschäft hat er letzten Endes beim nun verlorengegangenen Finanzpoker ebenso leichtfertig aufs Spiel gesetzt wie die Arbeitsplätze der bei Porsche beschäftigten.

Dass mehrstellige Millionenabfindungen die Akzeptanz unseres Wirtschaftssystems untergraben liegt meiner Meinung nach auf der Hand: Dies gilt umso mehr, als dass gleichzeitig am unteren Ende der Lohnskala immer noch um Centbeträge gefeilscht werden muss. So verweigert sich die Union unter Führung von Angela Merkel nach wie vor der SPD-Forderung nach Einführung eines Mindestlohnes in Höhe von 7,50 Euro.

Der implizite Hinweis auf die Vertragsfreiheit der Eigentümer greift vor dem Hintergrund der Finanzkrise auch zu kurz: Ein Großteil der Banken und Unternehmen, die jetzt im Interesse der Allgemeinheit gestützt werden müssen, hat sich bei Gehaltsexzessen in Vorstandsetagen auch auf die Vertragsfreiheit berufen.

Dieses einseitige Plädoyer für die zügellose Freiheit der Märkte ging nahtlos über in die verzweifelten Rufe nach Staatshilfe.

Daher kann die von der SPD initiierte Dämpfung bei der Entwicklung der Managergehälter bzw. Managerabfindungen nur ein erster Schritt sein. Die SPD hat das Ziel, dieses wichtige Thema unter anderen Mehrheitsverhältnissen weiter zu verfolgen.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Poß