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Joachim Poß
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Frage von Knut S. •

Frage an Joachim Poß von Knut S. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Poß,

Spiegel Online berichtet heute: "Die Deutsche Bank verbucht im ersten Quartal offenbar eine Eigenkapitalrendite von rund 25 Prozent vor Steuern. Das meldet das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise." Sie meinen dazu laut Spiegel Online, Bankchef Josef Ackermann trage "eine Mitverantwortung für die Verfolgung überzogener Renditeziele"; und außerdem: "Wenn Ackermann jetzt einfach bei dieser Sichtweise bleibt, zeigt dies, dass er aus dieser schweren Krise zu wenig gelernt hat."

Lieber Herr Poß.
Mir ist nicht klar, was Sie mit "überzogenen Renditezielen" meinen. Mir ist außerdem nicht klar, welche "Sichtweise" Sie meinen. Wir leben in einer Marktwirtschaft, und eine solche Marktwirtschaft basiert auf dem erwerbswirtschaftlichen Prinzip (Streben nach Gewinnmaximierung). Es ist das gute Recht eines Unternehmens, seinen Gewinn zu maximieren, und ich verstehe beim besten Willen nicht, was es daran zu kritisieren gibt. Die Deutsche Bank hält sich an geltendes Recht, sie verstößt gegen keine Gesetze. Sie macht schlicht ihr Geschäft; genau wie alle anderen Unternehmen in Deutschland.

Was verlangen Sie von der Deutschen Bank? Soll das Unternehmen ein paar Millionen verbrennen, damit der Gewinn nicht zu hoch ausfällt? Oder soll man den Angestellten ab sofort einfach die halbe Woche in Urlaub schicken, damit Sie nicht so viel Geld verdienen können? Und was halten Sie davon, wenn die Deutsche Bank im Zukunft regelmäßig Projekte annimmt, bei denen ein Verlust von Beginn an absehbar ist?

Wie soll sich die Deutsche Bank Ihrer Ansicht nach verhalten, wann ist ein Renditeziel überzogen, welche Sichtweise meinen Sie und was sollte Ackermann gelernt haben?

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Sehr geehrter Herr Sagmo,

niemand bestreitet, dass Banken - ebenso wie andere Unternehmen - gewinnorientiert arbeiten dürfen bzw. müssen. Wer bei Banken jedoch ausschließlich die Eigenkapitalrendite als Maßstab des Erfolgs heranzieht, der zeigt, dass er aus der Finanzkrise nichts gelernt hat. Wenn Sie sich einmal genau ansehen, wie die Eigenkapitalrendite berechnet wird, dann werden Sie schnell feststellen: Je weniger eigenes Geld eine Bank bei Ihrer Geschäftstätigkeit - also auch bei der Kreditvergabe - einsetzt, umso höher ist ihre jeweilige Eigenkapitalrendite. Die geringe Unterlegung von geschäftlichen Risiken der Banken mit Eigenkapital ist aber unbestrittenerweise einer der wesentlichen Auslöser der Finanzkrise gewesen. Wer also weiterhin ausschließlich nach hohen Eigenkapitalrenditen strebt, der macht deutlich, dass er die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise lediglich als "kleinen Betriebsunfall" betrachtet, der keinerlei weitere Konsequenzen erfordert. Sie verstehen hoffentlich, dass ich diese Einstellung nicht teile. Die Fixierung auf eine hohe Eigenkapitalrendite ist weniger Ausweis einer erfolgreichen Geschäftstätigkeit, als vielmehr ein Zeichen mangelnder Lernfähigkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Poß