Frage an Joachim Pfeiffer von Frank S. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Dr. Pfeifer,
ich schreibe Ihnen als Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft.
Seit einigen Tagen gibt es einige Nachrichten betreffend die Ölversorgung,
die mir große Sorgen machen.
Erst kündigte der König von Saudi-Arabien an, neue Ölfelder sollten jetzt
nicht ausgebeutet werden, sondern für eine zukünftige Nutzung in Saudi-Arabien aufgespart werden. Dieses Öl steht also dem Weltmarkt nicht zur Verfügung.
"I keep no secret from you that when there were some new finds, I told them, ´no, leave it in the ground, with grace from god, our children need it´," King Abdullah said in remarks made late on Saturday."
http://www.business24-7.ae/cs/article_show_mainh1_story.aspx?HeadlineID=5523
Dann sagt der Vize-Präsident von Lukoil, die Ölförderung in Russland werde künftig sinken, er werde während seines Lebens keine höhere Förderung mehr sehen als heute.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,547545,00.html
Der Chef-Ökonom die IEA sagt nun in einem Interview klipp und klar eine Versorgungskrise ab etwa 2012 voraus.
"Schneider: Wie viel fehlt?
Birol: Genau 12,5 Millionen Barrel pro Tag fehlen noch immer, rund 15 Prozent des Weltölbedarfs (der heutige Weltölverbrauch beträgt 84 Millionen Barrel, Anm. d. Red.). Diese Lücke bedeutet, dass wir in den nächsten Jahren eine Lieferklemme und sehr hohe Preise erleben könnten."
http://www.internationalepolitik.de/archiv/jahrgang-2008/april/download/1dd009358046b66009311ddacf8b74f50e1742a742a/original_ip_04_birol.pdf
Was tun Parlament und Regierung, um diese Krise zu vermeiden oder
zumindest einzudämmen?
Mit freundlichen Grüßen
Frank Segtrop
Sehr geehrter Herr Segtrop,
Aussagen wie die des Königs von Saudi-Arabien, Abdullah oder des Vize-Präsidenten von Lukoil, Wladimir Nekrassow führen uns zwei Tatsachen vor Augen, mit denen wir umgehen müssen:
1.Die Endlichkeit der Ressourcen und
2.die Importabhängigkeit Deutschlands bei Erdgas und beim Öl.
Wie alle natürlichen Rohstoffe sind auch die Öl-Vorkommen begrenzt. Die Frage allerdings, wie lange die Ölvorräte reichen, kann kein Mensch beantworten. Der Club of Rome hat 1972 vorausgesagt, dass das Erdöl 1990 und das Erdgas 1992 ausgehen werden. Durch Effizienzsteigerungen, Weiterentwicklung der Technik und Entdeckung neuer Ressourcen ist dieses Szenario zum Glück nicht eingetreten. Entsprechend kann auch keiner sagen, ob die heute vorausgesagten Szenarien für beispielsweise 2030 eintreten werden. Hier noch eine Anhörung zu planen oder noch eine Studie in Auftrag zu geben, wäre Zeit- und Geldverschwendung. Denn eines ist sicher: Fossile Energien sind endlich, der Energiebedarf der Menschheit steigt weiter stark an, die Energiepreise auf dem Weltmarkt sind politisch kaum zu beeinflussen. Egal ob Öl noch 30, 40 oder 100 Jahr reicht, wir müssen weg davon und das schnell und möglichst wirtschaftlich. Darauf ist unsere Politik angelegt. Damit beschäftigen sich auch Parlament und Regierung. Entsprechend behandeln wir im Wirtschaftsausschuss u.a. folgende Fragen:
Wie können wir den Einsatz regenerativer Energien unter wirtschaftlich sinnvollen Bedingungen im Kraftstoffbereich steigern?
Welche wirtschaftlich sinnvollen Alternativen gibt es zum Öl im Wärmebereich?
Für die Union ist klar: Am schnellsten und günstigsten kommen wir von fossilen Energien weg, wenn wir ideologiefrei, ohne Scheuklappen und technologieoffen vorgehen. Außerdem müssen wir konsequenter als bisher Energie sparen und weiter die Energieeffizienz erhöhen um somit die Abhängigkeit von fossilen Energien zu reduzieren.
Im Kraftstoffbereich bedeutet das, dass der Markt neben Biokraftstoffen auch für andere Technologien offen bleiben muss. Hier vertrauen wir auf den Erfindergeist der Wirtschaft, die mit der Brennstoffzelle und dem Elektroauto, um nur zwei Beispiele zu nennen, auch schon an Alternativen zum Kraftstoffeinsatz arbeitet. Gleichzeitig entwickeln die Ingenieure der Automobilhersteller sparsamere Motoren. Zusätzlich mischen wir den konventionellen Kraftstoffen Biokraftstoffe bei, um so Öl effizienter und sparsamer einzusetzen.
Im Wärmebereich hat die Koalition mit dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz ein Gesetz verabschiedet, dass einen vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmebereich zum Ziel hat und im Umkehrschluss den Anteil der fossilen Brennstoffe reduzieren wird. Außerdem wurde mit dem Marktanreizprogramm ein Instrument etabliert, dass den Austausch der alten Heizkessel bei gleichzeitiger Erstinstallation erneuerbarer Energien im Wärmebereich mit 750 € fördert und somit zu Effizienzsteigerungen im Heizungsbereich beiträgt.
Mit dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm steht des Weiteren ein Instrument zur Verfügung, das energetische Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden fördert und so dazu beiträgt, dass der Energieverbrauch, und damit die Wohnnebenkosten, gesenkt werden und sich gleichzeitig der CO2-Ausstoß verringert, was wiederum dem Klimaschutz dient.
Wir können die Bürger nur einladen, diese Instrumente anzunehmen, denn eines ist sicher, die Preise für fossile Brennstoffe werden in absehbarer Zeit eher weiter steigen, als sinken. Daher muss es uns gelingen, diese Rohstoffe effizienter einzusetzen.