Frage an Jo Leinen von Renate S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Leinen,
warum fordert die EU eine Beimischungsquote für Agrosprit und fördert den Energiepflanzen-Anbau? Agroenergie aus eigens angebauten Energiepflanzen ist nicht nachhaltig.
Die Entwicklung zeigt, dass sich der Anteil, der für den Tank vorgesehenen intensiv bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen erhöht hat und zusätzlich massiv Grünland- und Brachflächen umgebrochen wurden (Widerspruch Biodiversitätsstrategie).
Von ethischen Gesichtspunkten (Tank oder Teller?) abgesehen, führt die Förderung des Energiepflanzenanbaus zu einer kleineren Verfügbarkeit von Flächen für den Viehfutteranbau. Für den Viehbestand muss mehr Futter importiert werden mit entsprechenden Emissionen beim Transport (Klimabilanz!) und Nährstoffeinträgen in Boden, Gewässer- und Grundwasser durch die unverändert großen Mengen an Wirtschaftsdünger. Jetzt addieren sich dazu noch die Gärreste aus der Agrogasproduktion.
Die ausgedehnten Monokulturen reduzieren Lebensräume (Widerspruch Biodiversitätsstrategie), erhöhen den Einsatz von Spritzmitteln und Düngern und die Bodenersosion (Wind und Wasser). Diese widerum wirken auf die Gewässer- und Grundwasserqualität (Gefährdung Zielerreichung WRRL). Bei Anbau und Ernte wird durch Fahrzeugeinsatz nochmals CO2 emittiert. Hohe Düngergaben und Entwässerungen bewirken, dass der Boden ebenfalls Klima schädliche Gase abgibt. Daneben sind Energiepflanzen Einfallstor für die Agro-Gentechnik.
Der Wirkungsgrad der Biomasse ist im Vergleich mit anderen regenerativen Energieträgern denkbar schlecht. Da es keine Auflagen gibt, die die Nutzung der Abwärme bei Agrogasanlagen vorschreibt, verringert sich die Effizienz weiter. Eine nennenswerte Reduktion von Klimagasen wird mit dieser Strategie nicht erreicht. Diese Kurzsichtigkeit kostet die Bürger Milliarden und schädigt unsere Lebensgrundlagen. Die Wirkung für das Klima ist dagegen vernachlässigbar. Wäre das Geld bei den Milchbauern nicht besser aufgehoben?