Frage an Jens Kerstan von david r. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo Herr Kerstan ich hab eine frage zur Arbeitslosigeitlosigkeit besonders wegen der jugend wie wollen sie die probleme lösen ich würde gerne erfahren wie die Grünen das lösen wollen vielen dank
Sehr geehrter David Runge,
danke für Ihre Frage.
Aus Sicht der Grünen ist der Hamburger Ausbildungskonsens gescheitert. Die Hamburger Betriebe haben im Bundesvergleich die schlechteste Ausbildungsquote erzielt: Nur 16% aller Betriebe bilden aus. Sehr viele Jugendliche sind daher auf berufsvorbereitende Maßnahmen angewiesen, weil sie keinen Ausbildungsplatz finden. Da von dort nur selten der Übergang in eine Ausbildung geschafft wird (ca. 10%), sind die Jugendlichen in Gefahr, ganz von der Ausbildungsperspektive abgekoppelt zu werden. Im Bundesvergleich liegt Hamburg mit dem Anteil von Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren im Berufsvorbereitungsjahr (BJV) vorn.
Der hohe Anteil von arbeitslosen Jugendlichen, die bisher in der Sozialhilfe "versteckt" waren, hat zu einem dramatischen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in Hamburg um 44,5% zum Vorjahr auf jetzt 11.351 (Stand: Juli 2005) geführt. Das muss als neue Problemdimension erkannt werden. Diese Jugendlichen bekommen zu wenig Angebote, die als wirkliche Brücken in den Arbeitsmarkt gelten können. Das Angebot der Jobcenter beschränkt sich fast ausschließlich auf Ein-Euro-Jobs und kurze Trainings oder Eignungsfeststellungen.
Die Betriebe müssen zu mehr Ausbildung angehalten werden. Wir wollen Umlagesysteme prüfen, falls freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen nicht die notwendigen Ausbildungsplätze bringen. Wir haben die Berufsausbildung modernisiert - auf dieser verbesserten Grundlage sind nun die Unternehmen am Zug, genügend Ausbildungsplätze zu Verfügung zu stellen.
Wer nicht ausbildet, soll zahlen. Die Diskussion über die so genannte Ausbildungsumlage hat für Bewegung bei den Arbeitgebern geführt. Für die Grünen ist dieses Gesetz kein Selbstzweck, aus meiner Sicht ist es im besten Fall nur als zweitbeste Lösung zu sehen. Unser Ziel ist es - wie mit dem Zweiten Sozialgesetzbuch (SGB II) beschlossen - jedem Jugendlichen ein Angebot für eine Ausbildung zu machen. Wenn die Wirtschaft dies selber gewährleistet und das Berufsausbildungssicherungsgesetz deshalb nicht zu Anwendung kommt, ist das eine gute Lösung.
Gerade kleine Betriebe müssen für Ausbildung gewonnen werden. Wir befürworten die Förderung von Ausbildungsverbünden. Wir würden schon in der Schule stärker auf Vernetzung von Schulen, beruflichen Schulen und Betrieben setzen, um frühzeitig Jugendlichen Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf anzubieten. Dazu müssen regionale Kooperationen zwischen den Akteuren geknüpft werden. Die Schulen brauchen für diese Aufgabe auch zusätzliche Ressourcen, um z.B. durchgängige Ansprechpartner (Fallmanager) für Schülerinnen und Schüler mit absehbaren Problemen frühzeitig anbieten zu können.
In den berufsvorbereitenden Angeboten muss die Möglichkeit zu berufsqualifizierenden Abschlüssen gegeben sein, die in einer späteren Ausbildung auch anerkannt werden. Die Jobcenter sollten weniger unqualifizierte Ein-Euro-Jobs anbieten und stattdessen wieder mehr Angebote zur beruflichen Weiterbildung, zur außerbetrieblichen Ausbildung oder auch stärker die Chance auf einen nachträglichen Schulabschluss fördern.
Mit freundlichen Grüßen
Jens Kerstan