Frage an Jens Kerstan von Sabine R. bezüglich Umwelt
Ihrer Behörde obliegt die Kontrolle der Hamburger Kleingärten, deren wichtige Rolle in Bezug auf Umwelt-, Klima- und Artenschutz und Biodiversität in HH Immer wieder betont wird. Ich sehe dort aber immer noch viel „ordentlichen“ engl. Rasen, Beton, Bodenversiegelung, Monokulturen, nichtheimische Arten, invasive Neophyten und allenfalls mal ein Insektenhotel aus dem Baumarkt. Naturnahes Gärtnern hat es im Rahmen der Vereinskulturen schwer.
Was werden Sie tun, um die erhöhten Anforderungen an den Naturschutz bei den Stadtgärtnern zu pushen und die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zu kontrollieren?
Ich teile Ihre Einschätzung, dass es nach wie vor viele Kleingartenanlagen und Parzellen gibt, die sich noch nicht „naturnahes Gärtnern“ oder die „Steigerung der Biodiversität“ auf die Fahnen geschrieben haben. Das muss auch nicht überall der Fall sein, denn auch Kleingärtnern sei die Vielfalt individueller Geschmacksvorstellungen und Formen der Gartennutzung, mit denen sie ihre Lebensentwürfe zum Ausdruck bringen möchten, zugestanden. Koniferen, englischer Rasen und Betonfertigsteine sind kein Alleinstellungsmerkmal von „Hausbesitzern“.
Grundsätzlich können wir bei der Gestaltung und Bewirtschaftung von Kleingärten nur Anregungen geben und versuchen Überzeugungsarbeit zu leisten, da es in Bezug auf naturnahe Gestaltung keine gesetzlichen Grundlagen oder Vorschriften gibt.
Ich nehme Ihre aber Nachfrage gerne zum Anlass, um Ihnen anhand von zwei Beispielen zu zeigen, wie die Umweltbehörde und die Bezirke Anregungen für eine naturnähere Flächengestaltung liefern:
- Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes „Natürlich Hamburg!“ werden u.a. Pflege- und Entwicklungspläne für eine naturnähere Ausgestaltung von Parks und Grünanlagen erarbeitet. Zur Projektkulisse zählt auch die Tatenberger Kleingartenanlage mit 7 Kleingartenvereinen. Die Projektbeteiligten der BUE bemühen sich darum, diese Kleingartenvereine für die Planungen für mehr Naturnähe zu begeistern und aktiv in die spätere Umsetzung der ökologischen Maßnahmen einzubinden.
- In einer recht jungen Kleingartenanlage im Bezirk Eimsbüttel wurde eine naturnahe Ausgleichsfläche mit Obstbäumen als gemeinsam genutzte und bewirtschaftete Fläche angelegt. Die gemeinsame Verantwortung für die Fläche, die Gehölze und die Ernte wird einen kontinuierlichen Wissensaustausch der Pächter nach sich ziehen. Wir gehen davon aus, dass deren Erfahrungen weitere Kreise in anderen Anlagen ziehen werden.
Des Weiteren gibt es zwei wichtige Akteure, die wir als BUE ideell und z.T. auch finanziell unerstützen und die in unserem Sinne das Thema Naturnähe in die Kleingartenwelt hineintragen:
- Der NABU ist Pächter einer Parzelle im Kleingartenverein „Birkenhain“ im Bezirk Hamburg-Nord (Bebelallee / Ecke Deelböge, Parz. 185). Dessen Naturgarten öffnet regelmäßig seine Pforten und vermitteln Interessierten zahlreiche Ideen und Kenntnisse.
- Der Landesbund der Gartenfreunde in Hamburg e.V. hat einen Arbeitskreis zum Thema "Der naturnahe Kleingarten" gegründet. Seit dem letzten Jahr wird auch ein Wettbewerb ausgelobt: Pächter können sich mit Ihrer Kleingartenparzelle für die Auszeichnung "Naturnaher Kleingarten" bewerben.
Es gibt bereits zahlreiche Ansätze und Aktivitäten.
Mein Ziel ist es, diese Entwicklung gemeinsam mit den Bezirken, dem LGH und mit den Kleingartenvereinen – in den Köpfen und in der Fläche – zu verstärken und zu verstetigen.