Frage an Jens Kerstan von Elke J. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Kerstan,
ich ärgere mich seit Langem darüber, dass im Bezirk Bergedorf weiterhin in jedem Winter viele Bäume VÖLLIG OHNE GRUND abgesägt werden.
Allein die zig Bäume, die entlang des Geh- und Radweges zwischen dem Binnenfeldredder und der Habermannstraße einfach so abgeholzt wurden, obwohl sie weder krank noch störend waren, empfinde ich als eine Unverschämtheit.
Ich habe mich beim "Umweltbeauftragten" des Bezirks beschwert, aber er hat mir nur einen lahmen "Erklärungsbrief" geschrieben, aus dem ich entnehmen konnte, dass diese Vorgehensweise üblich sei und kein Schaden an der Natur entstanden sei. Ich sehe das ganz anders.
Meine Fragen an Sie lauten:
Was unternehmen die Grünen in den Bezirken und in der Stadt, damit die Natur besser geschützt wird? Was kann ich als Bürger unternehmen, damit die Säge gestoppt wird? Habe ich Möglichkeiten der Einflussnahme? Können Sie als Partei Einfluss nehmen und wenn ja, wie?
Was geschieht mit Beschwerden der Bürger? Werden diese den Entscheidern überhaupt zur Kenntnis gegeben?
Mit freundlichen Grüßen
Elke Jacobi
P.S. Die Grünen Schleswig-Holstein haben gerade ein Plakat herausgebracht, auf dem die Leistungen eines Baumes für die Umwelt genannt werden. Für eine 100 Jahre alte gefällte Eiche müssten zum Beispiel mindestens 10 10-jährige Eichen gepflanzt werden, um sie zu ersetzen (tolles Plakat).
In Bergedorf sind die gefällten Bäume einfach nur weg. Ersatz wurde nicht beschafft.
Sehr geehrte Frau Jacobi,
vielen Dank für Ihre Frage.
Sie haben völlig recht - Bäume haben eine sehr wichtige Funktion für die Umwelt und sollten nur aus nachvollziehbaren Gründen gefällt werden. Hamburg verdankt seinen Ruf als "Grüne Metropole" nicht zuletzt seinem Baumbestand. Die in Hamburg noch vorhandenen rund 230 000 Straßenbäume prägen das Stadtbild und haben eine wichtige Funktion für das städtische Klima und als Lebensraum. Daher wollen wir die SPD-Regierung auffordern, für einen Ausgleich der in den letzten Jahren entstandenen Nachpflanzdefizite zu sorgen, auskömmliche Mittel bereitzustellen und auch die Engpässe bei der vor Nachpflanzungen notwendigen Kampfmittelsondierung zu beheben.
Im Haushaltsplan 2009/2010 hatte die schwarz-grüne Regierung den Etat zu Straßenbaumpflanzungen und -ersatz um eine gute Million Euro erhöht und im ursprünglich geplanten Haushaltsentwurf für 2011/12 war eine Erhöhung um eine weitere Million eingestellt. Während der schwarz-grünen Koalition haben wir dafür gesorgt, dass bei Baumfällungen als Ausgleich entsprechende Nachpflanzungen vorgenommen werden. Wir werden als Opposition darauf achten, dass die SPD-Regierung diese nicht reduziert.
Auch in der Stadt müssen zum Schutz der Stadtnatur und der Lebensqualität wertvolle volle Biotope, Freiräume und Grünflächen erhalten bleiben. Das hat Hamburg gegenüber vergleichbaren deutschen und europäischen Städten immer ausgezeichnet und macht den besonderen Reiz der Stadt aus. Dabei setzen wir uns auch für mehr ökologische "Wildnis" in großen Grünanlagen und im Siedlungsbereich ein.
Die Zuständigkeit für die Bäume in Bergedorf liegt auf Verwaltungsebene beim Fachamt für Umwelt. Die politische Ebene - die jeweilige Bezirksverwaltung und darin vertretenen Fraktionen - werden vorab in der Regel nicht informiert oder einbezogen, da es sich bei den Fällungen um Verwaltungsakte und keine politischen Entscheidungen handelt. Die Bürgerschaft ist für diese Fragen überhaupt nicht zuständig. Auf politischer Seite kümmern sich die GAL-Abgeordneten in den Bezirksfraktionen um die Thematik. Daher habe ich Ihre Anfrage an die Fraktionsvorsitzende und Bezirksabgeordnete Liesing Lühr weitergeleitet. Als Mitglied im Fachausschuss für Landschaftsplanung, Grünangelegenheiten und Umweltschutz ist Frau Lühr die richtige Ansprechpartnerin für Ihre Frage.
Mit freundlichen Grüßen,
Jens Kerstan (MdHB)