Frage an Jens Kerstan von Uwe H. bezüglich Energie
In der WELT vom 11.8.05 stand zu lesen, dass E.on im 1.Halbjahr 2005 4,3 Milliarden Euro Gewinn eingefahren hat. Trotzdem erhöhte e.on-hanse die Verbraucherpreis per 1.August um satte 12,9 Prozent; Begründung: Anstieg des Ölpreises!
Teilen Sie mir bitte mit, warum der Gaspreis nicht an den Milchpreis ge- koppelt ist, oder an den Wasserpreis. Und vor allem: was Sie dagegen unternehmen werden!
viele Grüße,
Uwe Harries
Sehr geehrter Herr Harries,
vielen Dank für Ihre Frage und Ihren innovativen Koppelungsvorschlag.
Keine Überraschung ist allerdings der steigende Preis für Erdgas:
Als Erdgas als Energieträger eingeführt wurde, hat man seinen Preis an den Ölpreis gekoppelt. Damit sollte damals eine Preisstabilität und gleiche Wettbewerbsbedingungen garantiert werden, um die Verbraucher zum Wechsel zu bewegen. Diese veraltete Regelung führt heutzutage durch den starken Preisanstieg bei Erdöl jedoch zu absurden Ergebnissen. Gasverbraucher zahlen überhöhte Gaspreise, die mit der Gaspreisbindung gerechtfertigt werden. Anders gesagt: Die Gasunternehmen zocken ab.
Wir Grünen fordern gerechte Gaspreise, die nicht mehr an die Ölpreise gebunden sind. Die Ölpreisbindung halten wir für überholt - wir wollen sie abschaffen. In die gleiche Richtung gehen Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur. Auch die Verbraucher lassen sich nicht einfach so in die Tasche greifen, bereits mehr als 200.000 Bürger weigern sich, ihre Gasrechnung zu bezahlen und verlangen eine Begründung für die hohen Preise. Um die Angemessenheit der Preise zu rechtfertigen, müssten die Versorger allerdings ihre Kalkulationsgrundlagen offen legen - was sie natürlich nicht möchten.
Die Energiepreise sind in den letzten Monaten stark gestiegen, sowohl für Haushalt und Industrie. Wohin dies in der Wirtschaft führen kann, zeigt das Beispiel der Schließung der Hamburger Aluminiumwerke. Die hohen Importpreise machen die Preissteigerung beim Erdöl noch nachvollziehbar, beim Erdgas jedoch nicht. Seit 2000 sind die Gaspreise für den Haushalt insgesamt mit 32% stärker gestiegen als die Preise für Öl (31%), Benzin (26%), Strom (23%) oder Fernwärme (26%). das Problem liegt in den monopolartigen Strukturen im Energiesektor. Ohne Wettbewerb gibt es nur "Einheitspreise", und zwar hohe. Der Gasmarkt wird im Wesentlichen unter vier Unternehmen aufgeteilt: e.on-ruhrgas, BEB Gas, Wingas und VNG. Viele Stadtwerke wurden durch langfristige Verträge an diese Unternehmen gebunden, andere Unternehmen konnten sich lange nicht auf dem deutschen Markt ansiedeln - durch die kürzlich verabschiedete Energierechtsnovelle ist dies nun möglich. Durch die neue Konkurrenz könnte sich auch die Preisbildung ändern. Deswegen ist es wichtig, dass die neuen Regelungen im Energiewirtschaftsgesetz zügig umgesetzt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Jens Kerstan