Was denken Sie über die Ungleichheit der Bezahlung von weiblichen und männlichen Nationalmannschaftsmitgliedern?
Sehr geehrte Frau Hostert,
wie ich lese, setzt sich Bundeskanzler Scholz (SPD), zumindest auf twitter, für gleiche Bezahlung von Männern und Frauen ein, zumindest im immens wichtigen Feld des Profifußballs. Auch wenn es viel weniger Frauen als Männer gibt, die Fußball spielen, es damit für Frauen viel leichter ist in die Nationalmannschaft zu kommen und Frauenfußball, wohl auch aufgrund des starken Niveauunterschieds, viel weniger Zuschauer anzieht, stimme ich seiner Forderung zu. Allerdings auf dem Nullniveau: Wieso sollen Profisportler, die mit ihrer Verletzungsanfälligkeit zudem hohe Gesundheitskosten verursachen, überhaupt mit den Steuergeldern von z.B. Kindergärtnern belohnt werden, wenn sie Auftritte mit Nationalmannschaften nutzen, um ihren Wert auf einem Markt zu steigern, auf dem viele von ihnen Millionen verdienen?
Würden Sie als SPD-Mitglied im Sportausschuss einheitlicher Bezahlung von Männern und Frauen in Nationalmannschaften auch z.B. für Wassergymnastik zustimmen?
Sehr geehrter Herr H.
vielen Dank für Ihre Frage zur gleichen Bezahlung männlicher und weiblicher Nationalmannschaftsathlet*innen.
Die Bezahlung von Athlet*innen in Nationalmannschaften besteht in der Regel aus Prämien und Bonuszahlungen. So gibt es beispielsweise Einmalzahlungen für die Teilnahme und oder den Sieg bei einem Spiel oder Wettkampf.
Im von Ihnen angesprochenen Profifußball werden diese Prämien nicht aus Steuergeldern bezahlt. Der Veranstalter eines Turniers zahlt Geld an die jeweiligen Verbände der teilnehmenden Staaten. Bei der Frauen-Europameisterschaft kommt das Geld dementsprechend ursprünglich von der UEFA und fließt in Deutschland an den DFB. Die nationalen Verbände geben das Geld anschließen in Form von Prämien an die Sportler*innen weiter. Wie viel des erhaltenen Geldes an die Athlet*innen weitergegeben wird, entscheidet jeder Verband selbst. Als Bundestagsabgeordnete nehmen wir darauf keinen Einfluss.
Im Fußball, aber auch in anderen Sportarten, unterscheiden sich die vom Veranstalter ausgezahlten Summen bei Turnieren der Frauen und Männer teilweise deutlich. Die UEFA hätte es in der Hand, für Frauen- und Männerturniere den nationalen Verbänden die gleichen Summen zur Verfügung zu stellen. So handhabt es etwa die International Tennis Federation (ITF) bei den von ihr ausgetragenen vier Grand-Slam-Turnieren oder der Leichtathletik-Weltverband IAAF. Aber auch die nationalen Verbände könnten regulierend eingreifen und unterschiedlich hohe Eingangssummen zu gleichen Prämien für Frauen und Männer zusammenführen. So praktiziert es zum Beispiel der norwegische Fußballverband.
Anders funktioniert die Auszahlung von Olympiaprämien. Erreicht eine Athletin einen der ersten acht Plätze bei Olympia, erhält sie eine Prämie, welche von der teilweise aus öffentlichen Mitteln finanzierten Deutschen Sporthilfe ausgezahlt wird. Bei dieser Einmalzahlung wird nicht nach Geschlecht unterschieden. Frauen und Männer erhalten prinzipiell die gleiche Summe.
Meiner Meinung nach sollte gleiche Bezahlung bei gleicher Leistung in allen Berufen im Jahr 2022 eine Selbstverständlichkeit sein. Leider gibt es in der Realität aber noch zu oft Unterschiede bei der Bezahlung von Frauen und Männern. Dieses Problem müssen wir gesamtgesellschaftlich angehen. Wie oben beschrieben, stehen im Sport nicht zuletzt die Verbände und Athlet*innen in der Pflicht. Ich begrüße daher ausdrücklich den von Olaf Scholz und dem DFB angedachten Austausch zu diesem Thema. Eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern muss auch im deutschen Sport möglich sein. Andere Länder haben es bereits vorgemacht.
Mit freundlichen Grüßen
Jasmina Hostert