Frage an Jan Philipp Albrecht von Reinhard G. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Albrecht,
schon heute werden in Deutschland große Mengen des Pflanzenschutzmittels Glyphosat verwendet, dass eng mit der Gentechnologie verbunden ist. Bestimmte Genpflanzen sind so gezüchtet, dass die Pflanze selbst das Glyphosat erzeugt. Es gibt seit Jahren Gutachten die aussagen, dass Glyphosat erbgutschädigend und krebserregend sei. Es gibt dazu einige Dokumentationen, die Missbildungen an Tieren in Deutschland und an Kindern in Lateinamerika zeigen. Dort werden die meisten Futtermittel für die deutsche Fleischindustrie angebaut. Sie sind in der Regel gentechnisch verändert und werden mit immer größeren Mengen von Glyphosat besprüht. Das Unkraut wird immer resistenter. In Teilen der USA kann durch sogenanntes „Superweed“ kein Mais oder Soja mehr angebaut werden.
Inzwischen gibt es endlich! auch Warnungen der WHO vor Glyphosat.
Wie kann noch Glyphosat in Europa verboten werden oder eine Kennzeichnungspflicht für Fleisch, dass mit gentechnisch veränderten Futtermittel erzeugt wurde beschlossen werden, wenn TTIP oder CETA unterzeichnet wird? Wie können wir dann noch unsere Umweltstandards anheben? Der Fall Glyphosat ist nur ein Beispiel, das zeigt, dass das dringend notwendig ist.
Was würde passieren, wenn Europa (vor den USA) in eine Wirtschafts- oder Währungskrise kommt? Würde es nicht dann nach Abschluss der Freihandelsabkommen zu einem Ausverkauf der Europäischen Wirtschaft kommen? Sind für diesen Fall Schutzzölle oder andere Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel eine Begrenzung der Beteiligung von US-Firmen an der europäischen Wirtschaft vorgesehen? Könnte Europa nicht ähnliches passieren, wie einigen Schwellenländern, die fest in der Hand von externen Konzern sind?
Sehr geehrter Herr G.,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse am Thema. Auch wir Grünen
sehen den Einsatz von Glyphosat sehr kritisch und fordern eine Neubewertung
durch die Bundesregierung auf Grund der wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Zunächst müsste die Glysphosat-Zulassung so lange ausgesetzt werden, wie
eine umfassende Untersuchung der neuen Hinweise andauert. Sollten unsere
Befürchtungen sich bestätigen, kann dies nur auf ein Verbot von Glyphosat
hinaus laufen.
Die Grünen setzen sich auf europäischer Ebene, aber auch mit vielen
VerbraucherschutzministerInnen in den Ländern, gegen die Gefahren durch den
Einsatz des Pflanzenschutzmittels ein. Darüber hinaus kämpfen wir im
Europäischen Parlament dafür, dass es im Rahmen der Verhandlungen zu den
Freihandelsabkommen TTIP und CETA nicht zu einer Absenkung von
Umweltstandards kommt. Aus unserer Sicht ist es unerlässlich, dass
Verbraucherschutzstandards in der EU, die mühsam erkämpft wurden, auch
zukünftig Geltung haben.
Mit freundlichen Grüßen
Jan Philipp Albrecht