Frage an Jan Philipp Albrecht von Peter H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Albrecht,
die äußerst schlechte Qualität moderner Elektrogeräte ist sowohl für mich als Verbraucher als auch für unsere Umwelt unerträglich geworden. Bis vor kurzem hatte ich einen über 25 Jahre alten Röhrenfernseher, diesen musste ich nun gegen einen neuen Flachbildfernseher austausche. Dieser neue Fernseher wird mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht einmal halb so lange halten, ehe er kaputt geht. Vor der Anschaffung des neuen Fernseher habe ich viele Testberichte gelesen, keiner davon gab jedoch Auskunft über die Haltbarkeit der Geräte.
Aufgrund der kurzen Haltbarkeit vieler Elektrogerät wird in Fachkreisen schon lange von "Geplanter Obsoleszenz" gesprochen. Dieser "Geplanter Obsoleszenz" gilt es mit aller härte Einhalt zu gebieten!
Daher fordere ich die Einführung einer Obsoleszenz-Steuer.
Das Modell könnte in etwa so aussehen:
0,5 Jahre Garantie: 10% Steuer
1 Jahr Garantie: 8% Steuer
2 Jahre Garantie: 6% Steuer
3 Jahre Garantie: 4% Steuer
4 Jahre Garantie: 2% Steuer
5 Jahre und mehr Garantie: 0% Steuer
Dadurch würden Schrott-Geräte teurer und qualitativ hochwertige Geräte günstiger. Das Angebot an hochwertigen Geräten würde wahrscheinlich deutlich steigen.
Bisher gibt es nahezu keine Elektrogerät die eine Garantie von fünf Jahren bieten, als Verbraucher hat man daher derzeit keine andere Wahl als "minderwertige" Geräte zu kaufen.
Die so eingenommenen Steuern könnte man z.B. in die Forschung stecken um langlebigere Geräte zu entwickeln.
Steht aus Ihrer Sicht der Einführung einer Obsoleszenz-Steuer etwas entgegen oder werden Sie sich für die Einführung einer solchen Steuer einsetzen?
Mit freundlichen Grüßen
P. H.
Sehr geehrter Herr H.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage zu "geplanter Obsoleszenz". Die Grünen im Europaparlament sind überzeugt, dass eine längere Haltbarkeit von elektronischen Geräten nicht nur Verbraucherinnen und Verbrauchern, sondern auch Firmen zugute käme - diese hätten durch die verbesserte Qualität ihrer Produkte einen Wettbewerbsvorteil. Zudem würde die Umwelt geschont, da weniger Elektroabfall anfiele.
Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) hat deshalb eine Studie mit dem Titel "Längere Lebenszeit für Produkte: Vorteile für KonsumentInnen und Firmen" in Auftrag gegeben, die voraussichtlich im September 2015 fertiggestellt wird. Der Grüne Europaabgeordnete Pascal Durand (Frankreich) wird danach einen Initiativbericht für das Europaparlament erstellen. In der Zwischenzeit darf ich Sie darauf hinweisen, dass der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss bereits 2013 ein Verbot der geplanten Obsoleszenz gefordert hat. Die Pressemitteilung finden sie hier: http://www.eesc.europa.eu/resources/docs/cp-61-2013-de-obsolescence.doc
Mit freundlichen Grüßen
Jan Philipp Albrecht