Frage an Jan Otto Witt von Judith K. bezüglich Verkehr
Hallo Herr Witt,
da Sie ja auch in Steilshoop leben, ist Ihnen sicherlich die unbefriedigende Situation der „Velo-Route“ auf der Gründgensstraße bewusst: auf dem größten Teil der Strecke ist es für Busse, aber auch für viele größere Autos nicht möglich, Radfahrer mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu überholen. Das Büro der Radverkehrskoordinatorin scheint es auf Nachfrage unproblematisch zu finden, dass Radfahrer entweder zu dicht überholt werden oder in dem Bewusstsein radeln, lange Schlangen unzufriedener Auto- und ÖPNV-Nutzer hinter sich zu haben.
Wie sehen Sie das und was möchten die Grünen im Hinblick auf solche Fehlplanungen aufgrund angeblicher Sachzwänge unternehmen?
Viele Grüße
J. K.
Sehr geehrte Frau K.,
vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst möchte ich Ihnen meine Gedanken zur Gründgensstraße mitteilen, auf der ich täglich radfahre. Den Umbau der Gründgensstraße wurde unter dem Mantel Busbeschleunigung geplant und durchgesetzt. Dabei wurden einige richtige Maßnahmen wie die drei Kreisverkehre, die Einrichtung von Tempo 30 im Bereich des sogenannten EKZ Steilshoop oder die Begradigung am Edwig-Scharff-Ring. Es wurden leider auch Maßnahmen durchgesetzt, die nicht im Sinne der Busbeschleunigung sind. Insbesondere sticht mir hier die Nutzung von Bushaltebuchten ins Auge, die den Busverkehr ausbremsen. Aber auch die Art und Weise der Parkstände gefallen mir persönlich nicht.
Im Rahmen dieser Baumaßnahme wurde der Radverkehr auf die Fahrbahn verlagert. Die Radwege waren veraltet und ein wahres Gefahrenpotenzial. Die Lösung "Schutzstreifen" emfinde ich nicht als Lösung. Auf der linken Seite müssen stets zu knappe Überholmanöver ertragen werde, auf der rechten Seite stets mit Dooring gerechnet werden. Seit dem 14.02. sind einige Änderungen in der StVO zu finden, die auf die Überholmanöver zielen. Ein Überholabstand von 1,5m ist nun vorgeschrieben. In der Gründgensstraße obliegt die Überwachung dieser Regel dem PK 36. An dieser Stelle erlaube ich mir den Tipp, mit den dortigen Beamt*innen ins Gespräch zu kommen. Je öfter das Gespräch von unterschiedlichen Menschen gesucht wird, um so mehr erkennt die untere Verkehrsbehörde die Gefahr in dieser Straße.
Schutzstreifen sind niemals eine dauerhafte Lösung für die Förderung vom Radverkehr. Sie sind entweder eine Notlösung, wenn nicht genügend Platz für Radstreifen vorhanden sein soll, oder eine zeitweise Lösung, um zu beobachten, ob der Radverkehrsanteil steigt. Letzteres hat die Stadt Kopenhagen in Zusammenarbeit mit Copenhagenize genutzt, um im vergangenen Jahrzehnt die Radinfrastruktur massiv auszubauen. Im Verlauf der Veloroute folgt nach der Gründgensstraße der Leeschenblick. Hier sah die Planung bis vor wenigen Wochen vor, Parkstreifen und Schutzstreifen zu installieren. Das PK 36 wollte die Planungen schneller umsetzen, da im Bereich Fabriciusstraße, Leeschenblick demnächst ein Kreisverkehr gebaut wird. Durch viel Mailverkehr und Telefonate haben wir GRÜNE zusammen mit der SPD eine Planungsalternative des ADFCs durchgesetzt, sodass der Leeschenblick nun mit Radstreifen und ohne Parkstreifen ausgestattet wird.
Und genau das ist eine Antwort auf Ihre Frage. Bei Fehlplanungen sollte die Bremse angezogen, der Dialog mit Gleichgesinnten gesucht und Alternativen entwickelt werden. Hierbei möchte ich jedoch betonen, dass Planungen nicht ewig geplant werden sollten. Es hilft niemandem stets die perfekte Planung anzustreben. Die beste vorliegende Variante tuts auch.
Wir GRÜNE haben hierbei die Priorität den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass die meisten Menschen davon profitieren. Konkret bedeutet dies, dass wir den Erhalt von Straßenbegleitgrün, den Ausbau von Radverkehrsstruktur, die diesen Namen auch verdient, und die Verbesserung von Gehwegen priorisieren. Den Erhalt von Fahrspuren für den motorisierten Individualverkehr, der Bau von öffentlichen Parkplätzen und weitere überflüssige Versiegelung stehen folglich weit unten auf unserer Liste.
Mit fahrradfreundlichen Grüßen
Jan O. Witt