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Frage von Johann S. •

Frage an Jan Mücke von Johann S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Mücke,

vielen Dank für Ihre ausführliche und interessante Antwort zum Grundeinkommen.
Gestatten Sie mir noch eine Frage zu Ihrem hauptsächlichen Argument gegen ein Grundeinkommen. Sie schreiben: "Schwerer ... wiegt jedoch die Auswirkung auf die Psyche derjenigen, die dieses Grundeinkommen als einziges Einkommen in Anspruch nehmen. Die Gefahr, dass sich große Teile der Bevölkerung langfristig aus der Arbeitsgesellschaft verabschieden, ist groß. Wo Götz Werner die mögliche Entfaltung kreativer Kräfte sieht, sehe ich eher die Verwahrlosung einer wachsenden Bevölkerungsgruppe. Wer einmal arbeitslos und auf den Sozialstaat angewiesen war, weiß, wie schnell man ohne Arbeit in ein Phlegma fällt und wie schwer es ist, sich selbst aus diesem Tief wieder zu befreien."
Meinen Sie mit "große Teile der Bevölkerung" eine Mehrheit oder eine Minderheit der Menschen in unserem Land?
Wenn Sie eine Minderheit meinen, wäre das nicht eine Politik zu Lasten der (vielleicht übergroßen) Mehrheit?
Wenn Sie eine Mehrheit meinen, spräche dies nicht gegen die Fähigkeit der Menschen zu einem selbstbestimmten Leben? Ein Arbeitszwang, um den Menschen an der Ausübung seiner sonst "schlechten Natur" (phlegmatisch, faul, anti-sozial) zu hindern? Dieser an sich unmündige Mensch wäre dann der oberste Souverän in unserem Lande? Müsste man sich da nicht über eine andere Staatsform Gedanken machen? Wären dann radikale Parteien nicht ehrlicher. Diese geben nämlich noch nicht einmal vor, dass sie den Menschen als Menschen achten. Seine Existenzberechtigung besteht darin Teil des Kollektvis oder wahlweise der Volksgemeinschaft zu sein.
Wie könnte man auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, wenn man gleichzeitig dem Soverän Unmündigkeit unterstellte?
Gewiss möchte ich Ihnen nichts unterstellen, aber Ihre Antwort wirft diese Fragen auf? Liegt in Ihrer Antwort eine ungewollte Selbstoffenbarung? Bestimmt aber nur ein Missverständnis, das Sie aufklären können.

Mit freundlichen Grüßen
Johann Schmidt

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schmidt,

als Liberaler liegt es mir fern, jemandem vorzuschreiben, wie er sein Leben zu gestalten hat. Es liegt mir auch völlig fern, von einer "schlechten Natur" eines Menschen zu sprechen, wenn er lieber zu Hause sitzt als arbeiten zu gehen. Ich weise Sie darauf hin, dass dies allein Ihre Worte sind. Aus dem Recht auf ein selbstbestimmtes Leben jedoch ein Recht des Einzelnen abzuleiten, sich ohne Gegenleistung seinen Lebensunterhalt vom Steuerzahler finanzieren zu lassen, ist absurd.

In welchem Ausmaß bei dem diskutierten Modell die Bürger sich auf das bedingungslose Grundeinkommen beschränken und sonst keiner bezahlten Arbeit nachgehen würden, ist schwer abzuschätzen, da es ein solches Modell in der Praxis - in der von Götz Werner geforderten Höhe der Transferleistung - nicht gibt. Es ist für die theoretische Diskussion, die Sie führen wollen, auch unerheblich. Auf die Gefahren eines solchen Angebots habe ich hingewiesen. Dies ist auch völlig legitim. Daraus wiederum abzuleiten, "man" unterstelle dem Bürger Unmündigkeit, ist nicht richtig.

Noch einmal in den Worten Dirk Niebels: "Es gibt ein Recht auf Faulheit in einer freien Gesellschaft. Es gibt nur keinen Anspruch darauf, dass die Allgemeinheit sie finanziert."

Mit freundlichen Grüßen

Jan Mücke