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Frage von Jan T. •

Frage an Jan Balcke von Jan T. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Balcke

in der letzten Ausgabe der Stadtteilzeitung Rahlstedt und Wandsbek gab es einen Bericht über eine Veranstaltung vor Erstwählern, an denen alle Kandidaten aus dem Bezirk Wandsbek teilgenommen haben, laut Artikel u.a. auch Sie.

In dem Artikel wird ein Kommentar von Ihnen erwähnt, den Sie von sich gaben, als es um die Frage ging, welche der anwesenden Erstwähler bereit wären, Studiengebühren zu bezahlen. Als sich einige der JUgendlichen meldeten, wurde ihre Reaktion mit den Worten "Alles FDP Wähler" zitiert.

Dazu möchte ich von Ihnen folgendes wissen:
1. Wurden sie von der Zeitung korrekt widergegeben?
2. Wenn Sie diesen Ausspruch wirklich getätigt haben, würde ich gerne wissen, welche Intention eine solche Aussage vor Erstwählern hatte. Wollen Sie den Jugendlichen gleich klarmachen, wie Politik in Deutschland funktioniert? Mit Häme, pauschalen Plattituden und Beleidigungen von Menschen, die nicht ihrer eigenen Sichtweise folgen?

Es mag Sie sicherlich geärgert haben, dass es tatsächlich Jugendliche gibt, die nicht alles geschenkt haben wollen. Nichtsdestotrotz sollten Sie als Jemand, der politische Verantwortung übernehmen will, gerade vor Erstwählern, sich nicht zu einer solchen Peinlichkeit hinreissen lassen.

mfg

Jan Thordsen

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Thordsen,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich gern beantworte:

Sie beziehen sich in Ihrer Darstellung auf den Beitrag einer Stadtteilzeitung (wahrscheinlich ´MARKT´), den ich selbst nicht gelesen habe.

Die Aussage, auf die Sie sich beziehen, ist verkürzt wiedergegeben.

In der Diskussion um die Studiengebühren habe ich die anwesenden Schülerinnen und Schüler im Plenum gefragt, wer sich von Studiengebühren abgeschreckt fühle und somit ein Studium, trotz erlangter Hochschulzugangsberechtigung, ausschließen würde (die große Mehrheit hat sich daraufhin gemeldet). Im Umkehrschluss wollte ich erfahren, wer denn von sich aus bereit sei Studiengebühren zu zahlen. Es meldeten sich ca. 5 Personen der insgesamt ca. 250 anwesenden Schülerinnen und Schüler. Daraufhin habe ich angemerkt, dass dieser Anteil (nämlich unter 5%) ungefähr dem Wert der FDP in den aktuellen Umfragen in Hamburg und im Bund entspräche, was zu entsprechender Heiterkeit im Plenum führte (auch der FDP-Vertreter hat gelacht).

Abgesehen von der Bemerkung, die ich jederzeit wiederholen würde, nehme ich auch inhaltlich Stellung:

Lange Zeit habe ich als Sozialdemokrat Studiengebühren als sinnvolle und auch gerechte Investition in die jeweils eigene Zukunft angesehen. Schließlich würden Akademiker nach Abschluss Ihres Studiums mehr verdienen als die nicht akademisch ausgebildete berufstätige Bevölkerung. Da die Allgemeinheit die Hochschulen über Steuergelder ausstattet, sei auch ein Beitrag der Studierenden zu leisten.

Die Praxis zeigt leider eine andere Wirklichkeit. Als Ausbildungsleiter bei Airbus, des größten Ausbildungsbetriebes der Metropolregion in Hamburg, mit über 600 gewerblich-technischen Azubis sowie dualen Studenten, führe ich täglich Gespräche zu dieser Thematik. Deutschland ist auf die akademisch ausgebildeten Beschäftigten von morgen angewiesen, ab 2015 fehlen den Unternehmen jedes Jahr bundesweit 50.000 Ingenieure. Hinzu kommen die Auswirkungen des demografischen Wandels, der uns in den kommenden Jahren Bewerberrückgänge von 30% beschert. Airbus spürt diese Auswirkungen schon heute.

Im Dialog mit meinen Azubis (über 40% haben Abitur) stelle ich regelmäßig fest, dass die Bereitschaft, im Anschluss an die Ausbildung ein Studium aufzunehmen, vor dem Hintergrund der zukünftigen finanziellen Belastung, sehr eingeschränkt ist. Der größte Anteil entscheidet sich für eine nicht akademische Laufbahn innerhalb des Unternehmens. Dies ist ein Trend, dem wir (politisch Verantwortliche) meines Erachtens entgegen wirken müssen. Barrieren zur Weiterbildung und zum Studium dürfen nicht entstehen. Es rechnet sich in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung schlichtweg nicht. Sie sehen, die Praxis und die Auseinandersetzung mit dieser, zeigt hin und wieder Wirkung und veranlasst (auch politisch Verantwortliche) zum Umdenken.

Ergänzend zur Stadtteilzeitung würde ich Ihnen gern die Berichterstattung des Hamburger Abendblatts zu selbiger Veranstaltung empfehlen: http://www.abendblatt.de/hamburg/schule/article1763673/Locker-und-ehrlich-bei-Erstwaehlern-punkten.html

Mit freundlichen Grüßen

Jan Balcke, MdHB