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Frage von Haris T. •

Frage an Ingrid Hack von Haris T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Hack,

Unser Bundesland hat sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund, von denen man hört, dass sie weniger Erfolge in der Schule haben und sozusagen in die unterste Schublade des derzeitigen Schulsystems (seit heute kenne ich das von Ihrer Partei angestrebte Schulsystem) kommen.
Soweit ich als Achtklässler denken kann, haben die SchülerInnen mit Migrationshintergrund Probleme, das Gesagte zu verstehen, da es für sie unbekannte Wörter. Was ich auch weiß, ist, dass man nur bis zur ersten Klasse Zeit hat, denn ab Klasse 1 fängt das Lernen an und in Klasse 1 werden die Grundlagen gelehrt. Man kann schleißlich kein Haus auf weicher, nicht stäbilitätsverleihender Erde bauen, denn das Haus würde einstürzen. Wer nicht z.B. das schriftliche Rechnen erlernt, wird dann Rechenaufgaben haben, die er/sie im Gegensatz zu anderen lösen kann, da die Grundlage fehlt.

Wie denken Sie, könnte man diese baldwerdenden Schülerinnen und Schüler besonders unterstützen, um auf das gleiche Niveau zu kommen wie die Einheimischen?

Mit freundlichen Grüßen,

Haris Trgo

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Trgo, lieber Haris,

wenn Du erlaubst, duze ich Dich, da Du Dich nun als Schüler der 8. Klasse zu "erkennen gegeben" hast?!
Mit dem von Dir angesprochenen Thema SchülerInnen mit nicht deutscher Muttersprache habe ich mich u.a. in meiner Arbeit in der Enquetekommission "Chancen für Kinder" ausführlich beschäftigt.
Richtig ist Deine Einschätzung, dass es viele SchülerInnen gibt, die Sprach- und Verständnisprobleme (nicht nur) im Unterricht haben. Meiner Erfahrung nach sind dies übrigens nicht nur SchülerInnen aus Familien mit dem viel zitierten Migrationshintergrund.
In der Kommission - den Bericht findest Du auf meiner Homepage
http://ingrid-hack.de/aktuelles.html - haben wir empfohlen, ein Sprachförderkonzept auszuarbeiten und einzuführen, das jedes Kind vom Eintritt in die Kindertageseinrichtung bis zum Ende der Sekundarstufe I durchgängig in seiner Sprachentwicklung unterstützt.
Ich stimme nicht ganz mit Dir überein, dass "man nur bis zur 1. Klasse Zeit hat". Natürlich werden in der Kita ganz wichtige Grundlagen für das Kind geschaffen, aber in der Grundschule sollte daran angeschlossen werden und die Entwicklung eines jeden Kindes individuell gefördert werden. Das steht ja sogar im NRW-Schulgesetz.
In der Kita, also vor dem Beginn der Grundschule, hat die CDU-FDP-Landesregierung die verpflichtenden Sprachtests für alle Vierjährigen und ggf. anschließende Sprachförderung eingeführt. Ich habe in vielen Debatten und Anhörungen im Landtag immer wieder betont, dass die Zielsetzung dieser Maßnahme richtig, die Umsetzung aber höchst umstritten und fragwürdig ist.
Ich wünsche mir, dass die ErzieherInnen mehr Zeit und Spielraum zur Verfügung haben, um mit "ihren" Kindern Sprache (und alles andere) zu erschließen - die Mittel, die derzeit in das Delfin4-Verfahren gesteckt werden, sollten m. E. direkt und ausschließlich den Kitas zugute kommen und so die Arbeit dort weiter verbessern.
Daneben sollten sich angehende ErzieherInnen unbedingt in ihrer Ausbildung mit dem Thema "Deutsch als Zweit- / Fremdsprache" beschäftigen können; auch dies haben wir in der Enquete-Kommission so empfohlen.

Mit herzlichen Grüßen
ingrid hack