Frage an Hubertus Zdebel von Imke P. bezüglich Gesundheit
Strebt die Linke Veränderungen bzgl. einer Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung an (Stichwort Bedarfsplanung) ? Wenn ja, welche?
Setzt sich die Linke für eine angemessenere Vergütung von Psychotherapeuten ein? Wenn ja, wie?
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen!
Sehr geehrte Frau P.,
vielen Dank für Ihre wichtige Fragen zu einem drängenden Problem.
Die psychotherapeutische Versorgung zeigt besonders deutlich, dass die Bedarfsplanung überholungsbedürftig ist. Die Verhältniszahlen von Kassensitz und Bevölkerung geben auch nach der Reform von 2014 nicht den tatsächlichen Behandlungsbedarf wieder. Wenn nun Krankenkassen tatsächlich das Kostenerstattungsverfahren deutlich restriktiver genehmigen, wie sie es vermuten lassen, ist die psychotherapeutische Versorgung deutlich in Gefahr. DIE LINKE fordert eine Reform der Bedarfsplanung, die auf einer fundierten Bedarfsermittlung beruht und dafür auch Vorschläge unterbreitet (siehe Antrag „Wohnortnahe Gesundheitsversorgung durch bedarfsorientierte Planung sichern“, Bundestagsdrucksache 18/4187).
Wir kritisieren ferner, dass es entgegen dem Koalitionsvertrag in dieser Legislaturperiode keine Neuordnung der Psychotherapeutenausbildung und -weiterbildung gegeben hat und die unhaltbaren Zustände der Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Ausbildung (PiA) anhalten. DIE LINKE hat die
Einbeziehung der Psychotherapie bei den Terminservicestellen begrüßt. Die neuen „Sprechstunden“ erachten wir allerdings nicht für ein gutes Mittel, die Versorgung substanziell zu verbessern. Nicht zuletzt fehlt nach wie vor eine Versorgungssteuerung, sodass die meisten Patientinnen und Patienten eher zufällig mit dem einen oder dem anderen Therapieverfahren behandelt werden. Hier muss es mittelfristig zu einer evidenzbasierten Steuerung kommen, damit die Patientinnen und Patienten die für sie am besten geeignete Therapie erhalten.
Das Honorar für Vertragspsychotherapeutinnen und –therapeuten wird in Verhandlungen innerhalb der gemeinsamen Selbstverwaltung bestimmt. Das halten wir auch für sinnvoll. Es kann aber nur funktionieren, wenn die Politik ähnlich wie in Tarifverhandlungen die Unabhängigkeit der Verhandlungspartner anerkennt. Die Alternative bestünde in einer staatlichen Festlegung des Honorars.
Für DIE LINKE ist es grundsätzlich überaus besorgniserregend, dass der Therapiebedarf in der Gesellschaft rasant ansteigt. Die Gründe hierfür wurden häufig benannt – sie liegen im allgemein verschärften Leistungs- und Konkurrenzdruck, befristeten Jobs und permanenten Zukunftsängsten – und widersprechen der Fantasie einer heilen Welt, wie sie die CDU mit ihrem Wahlslogan „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben“ behauptet. Im Gegensatz dazu wird sich DIE LINKE nie abfinden mit einem System, das Menschen krank macht. Stattdessen setzen wir uns ein für eine gute therapeutische Versorgung im hier und jetzt, ebenso wie für eine solidarische Wirtschaftsordnung jenseits kapitalistischer Profitinteressen, in der die Bedürfnisse der Menschen zählen, nicht Profite.
Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Zdebel