Wie wollen sie handwerkliche Berufe wie Techniker und Meister aufwerten um damit den Fachkräftemangel entgegenzuwirken?
Sehr geehrte Herr Heil,
hat die aktuelle Regierung Pläne oder Ideen um handwerkliche Berufe wieder attraktiver zu machen? Zum Beispiel höhere Förderung für die Weiterbildung zum Meister oder Techniker?
Eine höhere Wertschätzung und Anerkennung für solche Fortbildungen wäre auch sinnvoll? Es gab ja u.a. Ideen den Meister/ Techniker zu einem Bachelor gleich zustellen.
Gerade der öffentliche Dienst könnte da vorbildlicher sein, da werden diese Titel kaum wert geschätzt sind nicht ansatzweise mit einem Bachelor gleichgesetzt, Ausbildung 3,5 Jahre + Meister/Techniker 1 - 2 Jahre da kommt man doch auf eine Zeit die einem Bachelor Studium schon sehr nahe kommt. Ansonsten werden junge Menschen immer das Studium bevorzugen warum Ausbildung+ Meister/Techniker wenn man mit einem Bachelor weit mehr verdient, und als Beispiel im öffentlichen Dienst weit höher eingestuft wird.
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Die formale Vergleichbarkeit von beruflichen und akademischen Bildungsabschlüssen liegt im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Grundsätzlich gilt, dass die berufliche und die akademische Bildung formal gleichwertig sind. So ist nach dem Deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmen (DQR / EQR) das Abitur auf demselben Niveau wie der Abschluss einer drei- oder dreieinhalbjährigen beruflichen Ausbildung einsortiert. Mit einer auf die Ausbildung folgenden beruflichen Fortbildung (z.B. zum Fachwirt oder Meister) ist formal dasselbe Qualifikationsniveau wie mit einem Studium mit Bachelor-Abschluss erreicht.
Dennoch wird in der öffentlichen Wahrnehmung die akademische Bildung oft als der anstrebenswertere Bildungsweg angesehen. Eine betriebliche, beispielsweise handwerkliche Ausbildung gilt dagegen häufig als weniger attraktiv. Genau hier müssen wir ansetzen und jungen Menschen und ihren Eltern die Gleichwertigkeit der dualen Ausbildung klarmachen. Wir arbeiten in der Allianz für Aus- und Weiterbildung gemeinsam daran, starke Signale für die duale Ausbildung zu setzen. In diesem Jahr findet zum 3. Mal der „Sommer der Berufsausbildung“ statt. Hier werben Arbeitgebervereinigungen – übrigens auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) -, Gewerkschaften, Bundesregierung und Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeinsam mit verschiedenen Aktionswochen für die duale Ausbildung. Es finden Betriebsbesuche statt, wir setzen auf Präsenz in Social Media und bieten Informationsveranstaltungen, auch und gerade für Eltern an.
Auch mit der Ausbildungsgarantie, Teil des gerade beschlossenen Weiterbildungsgesetzes, wollen wir betriebliche Ausbildung stärken. Wir sagen ganz klar: Jede und jeder, die oder der sich für eine Ausbildung interessiert, muss ein Angebot und die nötige Unterstützung erhalten. Wir geben damit der beruflichen Ausbildung Rückenwind – und jungen Menschen in unserem Land eine Perspektive.
Aber Handwerksbetriebe müssen auch selbst daran arbeiten, die Attraktivität ihrer Branche und ihrer Ausbildungsberufe zu verbessern, um so ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Attraktivität hat dabei nicht nur mit dem Gehalt zu tun. Es bedarf vielmehr weiterer Maßnahmen: Die Betriebe sollten ihre Präsenz im Internet und in den sozialen Medien sicherstellen und verbessern und dort Ausbildungsplätze und Stellenangebote offensiv präsentieren und bewerben. Die Betriebe sollten aktiv den Kontakt mit potentiellen Bewerberinnen und Bewerbern auf Messen der Kammern und Arbeitsagenturen sowie in Schulen suchen. Arbeitsbedingungen müssen kritisch überprüft und beispielsweise auf gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgerichtet werden. Das würde auch dabei helfen, mehr junge Frauen für das Handwerk zu gewinnen, die in den meisten Handwerksberufen bisher unterrepräsentiert sind.
Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil