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Hubertus Heil
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Frage von Sylvio P. •

Was unternimmt die Ampelregierung, um die zunehmende Altersarmut in Deutschland zu stoppen?

Sehr geehrter Herr Heil,

wie man aus den neuesten Berichten aus dem öffentlich rechtlichen Rundfunk entnehmen konnte, sind signifikant zunehmend immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen.

Welche konkreten Maßnahmen hat die Bundesregierung hierfür bereits in die Wege geleitet oder welche konkreten Maßnahmen werden noch folgen? Wie werden Bürger abgesichert, die unverschuldet nicht 40 Jahre in die Rentenkasse habe einzahlen können und trotzdem im Alter ein lebenswertes Leben führen möchten, weil Arbeitsplätze fehlen, vor allem im Osten. Zudem sind die meisten Jobs im Osten schlecht bezahlt.

Bereits jetzt müssen Rentner, die 40 Jahre in die Rentenkasse haben einzahlen können, Flaschen aus Müllcontainern sammeln, um ihre Rente aufzubessern, damit sie sich etwas zu Essen leisten können.

Wie sieht die Zukunft der jüngeren Generation aus, die noch nicht in Rente sind?

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Sehr geehrter Herr P.

vielen Dank für Ihre Nachricht. 

Ihre Bedenken sind nachvollziehbar, allerdings kann ich Ihnen versichern: Altersarmut ist in Deutschland nicht weit verbreitet. Personen, die von Altersarmut betroffen sind, werden über die Grundsicherung im Alter abgesichert. Am Jahresende 2022 betrug der Anteil der Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung im Alter an der gleichaltrigen Bevölkerung (ab der Regelaltersgrenze) 3,7 Prozent. Im Vergleich mit der jüngeren Bevölkerung sind ältere Menschen deutlich weniger oft bedürftig. 

Ein weit verbreitetes Konzept, dass im Zusammenhang mit Armut verwendet wird, ist die sogenannte Armutsrisikoquote. Die Armutsrisikoquote ist eine statistische Maßgröße für die Einkommensverteilung. Sie liefert keine Information über individuelle Bedürftigkeit. Ihre Höhe hängt u.a. von der zugrundeliegenden Datenbasis, der Bezugsgröße (50 Prozent, 60 Prozent oder 70 Prozent des mittleren Einkommens/ regionaler Bezug) und der Gewichtung der Haushaltsmitglieder bei der Bestimmung des Nettoäquivalenzeinkommens ab. Der Indikator ist insbesondere für Teilpopulationen sehr volatil und kann je nach Datenquelle unterschiedlich ausfallen. Einer Konvention folgend werden 60 Prozent des mittleren mit der neuen OECD-Skala gewichteten Einkommens verwendet. Im europäischen Vergleich weist Deutschland eine unterdurchschnittliche Armutsrisikoquote von Älteren auf.

Grundsätzlich ist es unser Anliegen, die gesetzliche Rente als tragende Säule der Alterssicherung langfristig im Hinblick auf das Rentenniveau stabil zu halten und dafür zu sorgen, dass sie für alle Generationen finanzierbar bleibt. Die gesetzliche Rentenversicherung ist insbesondere aufgrund des hohen Beschäftigungsstands derzeit finanziell stabil aufgestellt. Der Beitragssatz liegt seit dem Jahr 2018 bei 18,6 Prozent und das Rentenniveau liegt ebenfalls stabil bei gut 48 Prozent. Mit der geltenden Rentenanpassungsformel würde das Rentenniveau allerdings nach 2025 sukzessive deutlich sinken und damit langfristig zu einem niedrigeren Alterseinkommen führen als bei einem stabilen Niveau. Daher soll das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent gesichert werden, um so auch das Vertrauen in die Verlässlichkeit der gesetzlichen Rentenversicherung zu stärken. Mit dem am 29. Mai 2024 im Bundeskabinett beschlossenen Rentenpaket II wird die Bundesregierung die Renten in Deutschland auch für die Zukunft stabil halten.

Dazu wird die dauerhafte Sicherung der Haltelinie für das Rentenniveau bei 48 Prozent mit dem Einstieg in die teilweise kapitalgedeckte Finanzierung für die gesetzliche Rentenversicherung durch die Gründung der Stiftung Generationenkapital verbunden.

Das dauerhafte Rentenniveau von 48 Prozent ist ein zentrales Versprechen im Hinblick auf eine verlässliche Rente an die kommenden Generationen. Neben den Beiträgen und Bundeszuschüssen wird das Generationenkapital ein weiteres Standbein der Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung sein. Mit den Erträgen des Generationenkapitals soll perspektivisch der Anstieg des Beitragssatzes gedämpft werden.

Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil, MdB

 

 

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