Was halten Sie von einer Einkommensteuerbefreiung für über 65 jährige Arbeitnehmer zur Minderung des Fachkräftemangels?

Sehr geehrter Herr J.,

vielen Dank für Ihre Nachricht.

Ein späterer Eintritt in die Rente kann für viele Menschen im Rentenalter von Vorteil sein. Ich setze mich für flexible Übergänge in den Ruhestand und kluge Anreize ein, damit Menschen freiwillig länger arbeiten, die das können und wollen. Die Möglichkeit, das Renteneintrittsalter zu verschieben und weiterhin zu arbeiten, bietet nicht nur finanzielle Vorteile, sondern kann auch zur persönlichen Erfüllung und gesellschaftlichen Teilhabe beitragen.

Um auch das Arbeiten neben der Rente attraktiver zu gestalten und Rentnerinnen und Rentnern mehr Flexibilität zu bieten, wurde am 1. Januar 2023 die Hinzuverdienstgrenze für vorgezogene Altersrenten, die im Flexirentengesetz festgelegt wurde, aufgehoben. Dies bedeutet, dass Rentnerinnen und Rentner nun beliebig viel hinzuverdienen können, ohne Abzüge bei ihrer Rente befürchten zu müssen. Durch die Zahlung von Rentenversicherungsbeiträgen kann die Rente sogar weiter erhöht werden.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Lösung des Fachkräftemangels nicht auf Kosten der Rentner und Rentnerinnen erfolgen soll. Die Bundesregierung arbeitet intensiv daran, langfristige Lösungen für den Fachkräftemangel zu finden. Die im Oktober 2023 beschlossene Fachkräftestrategie hat zum Ziel, allen Menschen in unserem Land die Möglichkeit auf einen guten und qualifizierten Job zu geben und bisher ungenutzte Potenziale zu erschließen.

Ein zentraler Ansatzpunkt dieser Strategie ist die Förderung von Aus- und Weiterbildung. Durch Maßnahmen wie der Ausbildungsgarantie für alle ausbildungsinteressierten jungen Menschen und die Stärkung der Weiterbildung möchten wir sicherstellen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die Anforderungen des Arbeitsmarktes von morgen gerüstet sind. Gleichzeitig öffnen wir uns mit einem neuen Einwanderungsrecht auch weiter für Fachkräfte aus dem Ausland, um den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. 

Um die Fachkräftebasis in Deutschland langfristig zu stärken, setze ich mich vor allem für eine frühzeitige Berufsorientierung, die Steigerung der Attraktivität der Berufsausbildung, mehr Qualifizierung und Weiterbildung, die Erschließung des Erwerbspotenzials verschiedener Gruppen (z.B. Frauen, Menschen mit Behinderung oder ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer) sowie stärkere Anreize zur Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, ein.

Mit freundlichen Grüßen
Hubertus Heil, MdB