Frage an Holger Krahmer von Uwe J. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Kramer,
Käufer von Lebensmitteln müssen schnell und einfach erkennen können, wie hoch der Nährwert dieser Lebensmittel ist. Eine Nährwertkennzeichnung in Form einer Ampel, wie sie die britische Lebensmittelbehörde Food Standards Agency (FSA) seit März 2006 propagiert, ermöglicht allen Verbrauchern Orientierung und Produktvergleich auf einen Blick. Diese Ampelkennzeichnung benutzt die Farben Grün, Gelb und Rot, um auf niedrige, mittlere oder hohe Gehalte an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz hinzuweisen. Die in Großbritannien gemachten Erfahrungen beweisen eindrucksvoll, dass dieses Kennzeichnungsmodell das verbraucherfreundlichste unter allen diskutierten Modellen ist.
Die Ampel ist kundenfreundlich, weil sie ins Auge fällt und einfach zu verstehen ist. Sie ermöglicht es jedem, den Nährwertgehalt von Lebensmitteln auf einen Blick zu vergleichen. Das schafft Transparenz und hilft, sich beim Einkaufen für eine ausgewogene Ernährung zu entscheiden. Die britische Ampel vereinfacht, ohne zu täuschen.
Ich fordere Sie auf, sich in Deutschland und europaweit für eine gesetzlich vorgeschriebene, einheitlich gestaltete Ampelkennzeichnung der wichtigsten Nährwertangaben gemäß dem britischen Vorbild auf allen Lebensmittelverpackungen einzusetzen.
Also Hand aufs Herz : wie stimmen Sie ?
Mit freundlichen Grüßen,
Uwe Juhrisch
Besorgter Vater von 3 Kindern
Sehr geehrter Herr Juhrisch,
ich werde im Parlament gegen die in Großbritannien verwendete und von Ihnen gewünschte Ampelkennzeichnung votieren, die Ampelkennzeichnung teilt Lebensmittel pauschal in gute und schlechte Kategorien und ist damit ein Instrument zur Verbraucherentmündigung. Ist Vollmilch schlecht oder gut? Sie würde wegen ihres Fettgehalts vermutlich einen roten Punkt bekommen, im Gegensatz zu Low Fat H-Milch. Und sind mit Vitaminen, Süßstoffen und künstlichen Aromen angereicherte Gummitiere gute Lebensmittel? Die würden einen grünen Punkt erhalten, einfach weil sie wenig Salz, Zucker und Fett enthalten. Sie als Eltern kann die Politik von solchen Abwägungen nicht entlasten – es ist Ihre Aufgabe, Einfluss auf die Ernährung Ihrer Kinder zu nehmen und zu entscheiden, welche Lebensmittel gesund sind und in welchen Maßen.
Das ideale Lebensmittel gibt es nicht. Es gibt nur ausgewogene und unausgewogene Ernährungsweisen. Hintergrund für den vermeintlichen Handlungsbedarf ist der immer weiter steigende Anteil von Fettleibigkeit und Übergewicht unter Minderjährigen. Aber die Kinder werden nicht gesünder essen, nur weil ein Punkt auf der Schachtel ist, rote Pünktchen auf der Verpackung helfen nicht gegen falsche Ernähung und Fettleibigkeit. Die Kinder und vor allem ihre Eltern sind hier zuallererst gefragt. Denn jeder ist selbst für seine Ernährung verantwortlich. Das ist die schlichte Wahrheit. Aber weil die nicht gerade komfortabel ist, wird populistisch nach immer neuen Regeln und Verboten gerufen.
Als überzeugter Liberaler vertraue ich in die Mündigkeit und Selbstbestimmung jedes Bürgers. Deshalb kommt die pauschale Ampeleinteilung für mich nicht infrage. Die in Deutschland angewendeten Nährwerttabellen erlauben dagegen eine differenzierte Betrachtung und stellen meines Erachtens eine wesentlich bessere Lösung dar.
Herzliche Grüße,
Ihr Holger Krahmer