Portrait von Hermann Scheer
Hermann Scheer
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Hermann Scheer zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Tim K. •

Frage an Hermann Scheer von Tim K. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Scheer,

warum favorisieren Sie bezüglich der Bahnprivatisierung Ihr sog. "Volksaktienmodell"? Die Bahn gehört doch schon dem Volk, jedem einzelnen!
Ich zitiere, wie schon mein "Vor-Frager" die NachDenkSeiten: "Jeder der 82,5 Millionen Deutschen besitzt heute durchschnittlich 5,2 Aktien der Deutschen Bahn AG, ganz gleich ob neugeboren oder 100 Jahre alt, jeder Deutsche besitzt 5,2 Aktien. Mehr Volksaktie geht nicht. Geht man mal davon aus, dass knapp die Hälfte der 430 Millionen Aktien als Vorzugsaktien verkauft werden, wer kauft die denn? Die alleinerziehende Kassiererin im Supermarkt? Der arbeitslose Familienvater? Der Hauptschulabgänger, der sich seit Jahren von Praktikum zu Praktikum hangelt, weil er keine Lehrstelle kriegt? All diese Menschen besitzen heute 5,2 Aktien der Deutschen Bahn AG. Die Volksaktie würde aber von anderen Leuten gekauft werden. Von Leuten, die bereits jetzt sehr viel Geld verdienen, die so viel Geld verdienen, dass sie sich den Kauf von DB-Aktien überhaupt leisten können. Das vorgeschlagene Modell der Volksaktie ist so gesehen nichts weiter als aktive Umverteilung von unten nach oben." ( http://www.nachdenkseiten.de/?p=2622#more-2622 ).
Meine Frage also: Wollen Sie diese Umverteilung?
Und eine weitere Frage: Warum bügeln Sie in der "jungen Welt" (Interview am 05.09.07 http://www.jungewelt.de/2007/09-05/053.php ) die Möglichkeit der Finanzierung der künftigen Investitionen für die Bahn – Geld aus dem Kapitalmarkt aufzunehmen – ab? Das könnte eine Anleihe sein. Die Zinsbelastung wäre dabei auch nicht höher als die Dividenden, die man bei einer Privatisierung bezahlen muss. Selbst die Dividende für die Volksaktie einschließlich der Kosten eines solchen Prozederes dürfte nicht viel preiswerter sein.

Vielen Dank.

Portrait von Hermann Scheer
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Karsten,

die Volksaktie weckt offenbar eine gewisse Lust am spekulieren. Während Sie behaupten, die Aktie wäre eine teure Umverteilung, wirft mir andererseits das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung vor, die Aktie könne allenfalls einen Emissionspreis von 10 Euro erzielen und sei damit zu billig und für die Bahn nicht lohnend. Aus meiner Sicht ist die stimmrechtslose Vorzugsaktie ist vor allem ein hervorragendes Instrument für die Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand.

Fakt ist, dass die Volksaktie ein Modell ist, das sich, wie der SPD-Parteitag gezeigt hat, durchsetzen lässt und somit den Renditedruck durch Großaktionäre von der Bahn fernhalten kann.

Zur Frage der Anleihe habe ich bereits in der obenstehenden Antwort an Sie ausführlich Stellung genommen. Ein Argument sollte man vielleicht noch hinzufügen, weil es zwar selbstverständlich ist, aber oft vergessen wird: wenn eine Anleihe gezeichnet wird, erhöht das offiziell die Staatsschulden -- selbst wenn es sich um die Bahn handelt. Bei einer Vorzugsaktie ist das nicht so.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Hermann Scheer