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Hermann Färber
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Frage von Margarete P. •

Sehr geehrter Herr Färber, setzen Sie sich konkret für Tierwohl-Maßnahmen in der Nutztierhaltung ein? Z.B. Verbot für Hochleistungsfutter für Milchkühe, Entnahme von Blut von trächtigen Stuten?

Dieses Stutenblut soll - lt. Bericht WiSo, ZDF - dazu führen, dass Sauen möglichst schnell wieder trächtig werden und möglichst viele Ferkel "produzieren". Halten Sie das für Tierschutz-gerecht?
Zu den Kühen: Bei persönlicher Besichtigung eines Laufstalles ist mir aufgefallen, dass die Kühe nahzu apathisch herumstehen und riesige Euter haben. Als ich den Landwirt nach der durchschnittlichen Lebensdauer seiner Kühe gefragt habe, war die Antwort, leider nur 4-5 Jahre. Als ich nachgefragt hatte, ob es vielleicht an der Kraftfuttermenge liegen könne, kam keine Antwort mehr. Die Regel ist wohl, Kälber werden gleich nach der Geburt von der Mutter getrennt - beide schreien jämmerlich nach dem anderen. Kälber in Einzelboxen usw. Die Nutztierhaltung in der Masse ist meiner Meinung nach noch lange nicht tiergerecht. Daher meine Eingangsfrage.

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Sehr  geehrte Frau P.,

vielen Dank für Ihre Frage zu Tierwohlmaßnahmen in der Nutztierhaltung. Ja, ich bin Ihrer Ansicht - wir brauchen in einigen Bereichen der Nutztierhaltung mehr Tierwohl.

Zweifellos ist niemand gegen eine verbesserte Tierhaltung in den Ställen, am wenigsten die Landwirtinnen und Landwirte selbst. Die meisten Landwirte würden gern auf eine Tierhaltung mit mehr Platz, Beschäftigungsmaterialien und Stroheinstreu etc. umstellen, aber die Investitionskosten sind enorm. Ein derart optimierter Umbau oder gar Stallneubau erzeugt Kosten in Millionenhöhe, die finanziert und erwirtschaftet werden müssen. Das ist auch der Grund warum ich am 16. Juni im Deutschen Bundestag gegen das Tierhaltungskennzeichengesetz der Bundesregierung gestimmt habe, denn es manifestiert lediglich die bestehenden Verhältnisse, anstatt mit einem schlüssigen Gesamtkonzept und Finanzierungsoptionen den Landwirten eine neue Perspektive für die Nutztierhaltung zu geben.

Die landwirtschaftlichen Betriebe sind seit Jahrzehnten darauf ausgerichtet worden, die Bevölkerung mit vielen gesunden, aber vor allem preiswerten Lebensmitteln zu versorgen und auch heute ist es leider immer noch so, dass sich die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher zwar mehr Tierwohl wünschen, aber an der Kasse einen höheren Preis nicht bezahlen wollen bzw. es auch nicht können. Deshalb muss ein Gesetz für den Umbau der Tierhaltung auch ein Konzept beinhalten, wie dies finanziert werden soll - dem jetzigen Tierhaltungskennzeichen fehlt dies, zumal es sich lediglich auf heimisch produzierte Ware bezieht, ausschließlich für Schweine gilt und nur rund 30 % der Vermarktung des Schlachtkörpers berücksichtigt. Die Zuchtsauenhaltung und die Ferkelerzeugung sind von Tierhaltungskennzeichen sogar explizit ausgenommen, das ist staatlich verordnete Verbrauchertäuschung.

Für das von Ihnen aufgeführte Stutenblut zur Beeinflussung der Trächtigkeit bei Sauen gibt es bereits glücklicherweise Alternativen aus der Zootechnik und der Biotechnik, die das Hormon PMSG (Pregnant Mare's Serum Gonadotropin) ersetzen können und inzwischen auch zum Einsatz kommen. In der Milchkuhhaltung ist - wie oben aufgeführt - die Landwirtschaft seit Jahrzehnten auf Produktionssteigerung fokussiert, da der Milchpreis starken Schwankungen ausgesetzt ist und oftmals selbst Biobauern ihre ökologisch erzeugte Milch nur zum Preis der konventionell erzeugten verkaufen können.

Wenn wir mehr Tierwohl wollen, brauchen wir auch ein Tierwohl-Kennzeichengesetz, das die Tierhaltungsstandards anhebt und gleichzeitig mit einem flankierenden Finanzierungskonzept landwirtschlichen Betrieben die Perspektive gibt, diese Standards umzusetzen und selbst weiter zu entwickeln. Das jetzige Tierkennzeichnungsgesetz dient leider weder den Tieren, noch den Wünschen der Verbraucher, noch der Landwirtschaft hierzulande.

Mit besten Grüßen

Hermann Färber

 

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