Herr Färber, welchen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leistet die Landwirtschaft, und wie soll dies zukünftig weiter ausgebaut / verbessert werden? Wie ist Ihr Standpunkt zum Thema "Flächenfraß"?
Sehr geehrte Frau K.,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne beantworten möchte.
Den landwirtschaftlichen Beruf erlernt man entweder in einer dreijährigen dualen Berufsausbildung zum Landwirt oder durch ein Studium der Agrarökonomie.
Zu den Ausbildungsinhalten gehören neben Bodenkunde und Bodenbearbeitung, Anbau von Feldfrüchten, Pflege und sachgerechte Düngung der Pflanzenbestände, die Ernte pflanzlicher Produkte sowie ihre fachgerechte Lagerung und Verwertung, Landschaftspflege, aber auch Tierkunde, die Haltung, Fütterung und Versorgung der Nutztiere sowie die Gewinnung tierischer Produkte und ihre Aufbereitung.
Ausgebildete Landwirte müssen die Qualitätsnormen bei der Produktion von Lebensmitteln kennen und kontrollieren, landwirtschaftliche Produkte vermarkten sowie ländliche Dienstleistungen anbieten. Maschinen und Geräte bedienen, warten und pflegen, betriebliche Abläufe und Arbeiten planen, durchführen und kontrollieren, betriebliche Geschäftsvorgänge kennen und diese aktiv gestalten.
Auf Basis dessen setzt die moderne Landwirtschaft in Deutschland grundsätzlich sehr stark auf reduzierte Bodenbearbeitung, arbeitet mit Zwischenfrüchten und Fruchtfolgen für eine Verbesserung der Bodenqualität und kümmert sich um die langfristige Erhöhung des Humusgehaltes in unseren Böden.
Die Landwirtschaft wird durch die sogenannte Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in der EU gesteuert und gefördert. Die Zahlungen sind an zehn maßgebliche "GLÖZ-Standards" gebunden. Der Begriff steht für den „guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“ und bedingt die Konditionen für die Basisprämie. Dazu gehören zum Beispiel das Umwandlungsverbot zum Schutz von Feuchtgebieten und Torfmooren, die Schaffung von Pufferzonen entlang von Wasserläufen, Fruchtwechsel und Flächenstilllegungen und dem Erhalt von Landschaftselementen.
Gleichzeitig werden 25 % der Finanzmittel in dieser 1. Säule für Öko-Regelungen bereitgestellt, aus denen die Landwirte als freiwillige zusätzliche Umweltmaßnahmen wählen können. Gleichzeitig gibt es eine 2. Säule mit Programmen und Regelungen zu ökologische Leistungen, die sich in der Praxis sehr gut etabliert haben und die auf diese Weise gesondert gefördert werden. Dieser Programmbereich wird allein von den jeweiligen Bundesländern ausgestaltet und umfasst mehrheitlich (52 %) die Förderung von flächenbezogenen Umwelt- und Klimamaßnahmen.
Ein großes Problem dagegen ist der von Ihnen angesprochene Flächenfraß. Als Folge davon werden Natur und Artenvielfalt beeinträchtigt und die Lärm- und Luftbelastung nehmen zu. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche wächst jeden Tag um 55 Hektar. Das bedeutet, dass täglich eine Fläche die 77 Fußballfeldern entspricht, der Landschaft entnommen und versiegelt wird.
Daher ist es das Ziel der Bundesregierung in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, den durchschnittlichen täglichen Anstieg bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar zu begrenzen. Bis 2050 wird eine Flächenkreislaufwirtschaft angestrebt. Das heißt, es sollen dann netto keine weiteren Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke erschlossen werden.
Es ist mir ein großes Anliegen, Sie darauf hinzuweisen, dass die "Landwirtschaft" Lebensmittel nicht nur für sich selber sondern für die Menschen in Deutschland, Europa und darüber hinaus produziert.
Die Tatsache, dass 30 % der Lebensmittel - überwiegend in verzehrfertigem Zustand - vernichtet bzw. weggeworfen werden, zeigt, dass die Wertschätzung der Konsumenten für Lebensmittel durchaus noch Luft nach oben hat. Diese Wertschätzung ist Voraussetzung dafür, dass in der Landwirtschaft noch mehr Leistungen für Umwelt und Ökologie erbracht werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Färber