Portrait von Herlind Gundelach
Herlind Gundelach
CDU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Herlind Gundelach zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Andreas P. •

Frage an Herlind Gundelach von Andreas P.

Sehr geehrte Frau Gundelach,
Ihr Abstimmungsverhalten stimmt mich schon sehr nachdenklich. Ein Pro in allen militanten Fragen, ein Pro für den Einsatz von Gentechnologie! Aber grundlegend interessiert mich hauptsächlich Ihre Antwort auf die Fragen:
Warum sind Sie gegen eine Kennzeichnungspflicht bei Gen-Honig? Und warum verhindern Sie nicht den Genmais-Anbau?
Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Piel

Portrait von Herlind Gundelach
Antwort von
CDU

Aufgrund eines Artikels im Hamburger Abendblatt am 21.07.2016 ist uns aufgefallen, dass einige unserer Antworten aufgrund von technischen Problemen nicht an abgeordnetenwatch.de übermittelt worden sind. Bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort.

Sehr geehrter Herr Piel,

haben Sie herzlichen Dank für Ihre Anfrage.
Die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag nimmt die Ängste und Sorgen der Menschen im Zusammenhang mit der Grünen Gentechnik sehr ernst. Oberste Priorität bei der Erforschung und Anwendung dieser Technologie hat für uns stets die Transparenz und die Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt.
Daher möchte hier auch ausdrücklich festhalten, dass Ihre Aussage, ich hätte gegen eine Kennzeichnungspflicht bei Gen-Honig und für den Einsatz von Gen-Technologie gestimmt, schlichtweg falsch ist!
In Ihrer Frage geben Sie mir leider keinen Hinweis, welche Abstimmung Sie explizit ansprechen. Daher kann ich nur mutmaßen, dass Sie sich mit Ihren Aussagen auf eine namentliche Abstimmung im Deutschen Bundestag am 13. März 2014 beziehen, in der ich einen Antrag der Grünen abgelehnt habe. Dieser sah vor, eine Änderung der sogenannten Honigrichtlinie durch die Europäische Kommission zu verhindern. Die Grünen wollten mit ihrem Antrag erreichen, dass Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen als Zutat eingestuft werden. Zum Zeitpunkt der Abstimmung war auf europäischer Ebene aber bereits klargestellt worden, dass Pollen natürlicher Bestandteil des Honigs sind und eben keine Zutat. Die Forderung der Grünen wurde dadurch überflüssig.
Ich habe aus formalen Gründen den Antrag abgelehnt, denn ich unterstütze ausdrücklich die europäische Vorgabe, dass alle Lebensmittel, die einen Anteil von 0,9% an gentechnisch veränderten Bestandteilen überschreiten, gekennzeichnet werden müssen.
Darüber hinaus teilen Sie sicherlich mit mir die Ansicht, dass Pollen natürlicher Bestandteil des Honigs sind. Pollen gelangen durch die Sammeltätigkeit der Bienen in den Honig und werden nicht absichtlich hinzugefügt. Die Europäische Kommission hat die Honigrichtlinie dementsprechend angepasst und somit lediglich die gegenwärtige Praxis in allen EU-Mitgliedstaaten, wonach Pollen nicht als Zutat gekennzeichnet werden müssen, rechtlich abgesichert. Dadurch braucht Honig, wie andere natürliche Produkte auch, keine Nährwertkennzeichnung. Zusätzliche Kennzeichnungspflichten würden für die Imker hohe Analysekosten und einen immensen bürokratischen Kontrollaufwand bedeuten. Daher begrüße ich die europäische Lösung.
Davon unabhängig möchte ich zur Grünen Gentechnik zu bedenken geben: Gentechnisch veränderte Pflanzen werden heute weltweit in 20 Ländern von rund 20 Millionen Landwirten auf über 150 Mio. ha Ackerfläche angebaut. Der kommerzielle Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) begann Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Angebaut werden hauptsächlich Baumwolle, Mais, Raps, und Soja. Dabei ist es bis heute zu keinem einzigen Schadensfall bei Menschen, Tieren oder in der Umwelt gekommen.
Ich persönlich bin der Auffassung, dass wir die Chancen dieser noch relativ jungen Züchtungsmethode vor dem Hintergrund der drängenden Zukunftsfragen der globalen Energie- und Ernährungssicherung nicht unerforscht lassen dürfen. Dabei geht es mir vor allem darum, dass Deutschland und Europa die Forschung in diesem Bereich fortsetzen und sich nicht von der weltweiten Entwicklung abkoppeln. Anders als die Gegner der Grünen Gentechnik, die aus teilweise rein ideologischen Gründen irrationale Ängste und Sorgen bei den Menschen schüren, möchte ich auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse argumentieren können.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen
Dr. Herlind Gundelach