Frage an Herbert Reul von Ursula P. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Reul,
die bevorstehende Reform der Saatgut-Gesetzgebung der EU macht mir große Sorgen, denn so wie es derzeit aussieht, wird die Erzeugung samenfester Sorten für Bauern und Gärtner durch bürokratischen Aufwand erschwert, während große Agrokonzerne eindeutig bevorzugt werden.
Hochleistungssaaten - Sorten, die auf die Anwendung von Agrochemie angewiesen sind - verkleinern immer mehr den dringend erfoderlichen Genpool, aus dem wir seit Jahrtausenden schöpfen. Saatgut und Sortenvielfalt bedeuten doch kein Gefährdungspotential!
Ich befürchte eine weiter wachsende Abhängigkeit von Landwirten und Gärtnern von Agrokonzernen, denn die geplante Ausnahme nach Art. 36 der Saatgutverordnung ist bei weitem nicht ausreichend.
Bitte stellen Sie bei der Saatgutgesetzgebung die biologische Vielfalt in den Mittelpunkt, sorgen Sie dafür, dass Saatgutarbeit von Bauern und Gärtnern der Normalfall bleibt und nicht zur Ausnahme wird! Ermöglichen Sie durch Ihr Abstimmungsverhalten auch, dass der Austausch von Saatgut zwischen Bauern bzw. zwischen Bauern und Endverbrauchern frei bleibt von staatlicher Kontrolle!
Und beachten Sie bitte ebenfalls, dass die Hochleistungs-Saatgutproduktion besser kontrolliert und transparenter wird. Auch Agrokonzerne müssen für die Vermarktung neuer Sorten eine besondere Zulassung erwirken!
Ich möchte gerne Ihre klare Position zu diesem Thema erfahren, denn ich werde meine Wahlentscheidung vor allem von Ihrer Position zum Thema Landwirtschaft, im weitesten Sinne von Umweltfragen, abhängig machen.
Mit freundlichen Grüßen
Ursula Platz-Dumas
Sehr geehrte Frau Platz-Dumas,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Ich kann Ihre Aufregung gut verstehen, da mich die ersten Meldungen zur diesem Thema ebenfalls beunruhigt haben. Wir haben den Kommissionsvorschlag zur Neuregelung der Saatgutproduktion nun auf dem Tisch liegen und der Agrarausschuss wird sich federführend damit beschäftigen.
Der Kommissionsvorschlag ist offensichtlich bereits aufgrund des öffentlichen Drucks im Vorfeld entschärft worden. So wurden z.B. Einschränkungen für Hobbygärtner wieder herausgenommen und auch kleine Zuchtbetriebe müssen ihre Produkte demnach nicht mehr registrieren lassen.
Wir als CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament werden sehr wachsam sein und nehmen dieses Thema sehr ernst. Wir werden darauf achten, dass traditionelle Sorten und die Artenvielfalt geschützt werden.
Beste Grüße
Herbert Reul