Frage an Herbert Mertin von Karlheinz H. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Herr Mertin,
wie stehen Sie bei der Schulbildung für Gehörlosen, womit ich für die ,,bilinguale Schulbildung´´ (Lautsprache und Gebärdensprache) plädiere? Es ist immer noch auffallend, dass das ,,hochstilisierte´´ Hören noch lange nicht das wichtigere Wissen verbessert. Es gibt ein Konzept von 23 Verbänden in der Deutschen Gesellschaft für Hörbehinderte, die als Grundlage eindeutig für die bilinguale Schulbildung favorisiert.
Wann gedenkt die FDP diese Empfehlung realistisch zu realisieren?
Herzlichst Karlheinz Hundhausen
Sehr geehrter Herr Hundhausen,
die FDP trägt die UN-Behindertenrechtskonvention mit und hat sich auch im Landtag dazu bekannt. Die UN-Charta sieht „Barrierefreiheit“ vor und fördert die gesellschaftliche Teilhabe hörbehinderter Menschen in allen Bereichen. Deshalb unterstützt die FDP die Weiterentwicklung von Einrichtungen z.B. für Hörsprachbehinderte, deren Leistungen nur in der Konzentration zahlreicher Disziplinen und pädagogischer Maßnahmen gesichert werden kann.
An den zwei Landesschulen für Gehörlose und Schwerhörige Trier und Neuwied sowie in der August Violett Schule in Frankenthal wird gehörlosen Schülern, die auf Gebärdensprache angewiesen sind, auch Gebärdensprache durch gebärdensprachkompetente Förderschullehrkräfte angeboten, teils aber auch durch ebenfalls gehörlose Pädagogische Fachkräfte, da nicht jedes gehörlose Kind auch gehörlose Eltern hat.
Zu Ihrer Frage nach einer verpflichtenden bilingualen Schulbildung für Gehörlose sage ich, dass an den Schulen in Rheinland-Pfalz Gebärdensprache oft als AG angeboten wird. Es gibt auch die Möglichkeit, Gebärdensprache außerhalb des Pflichtunterrichts an der Ganztagsschule zu lernen. Ich meine jedoch, dass in diesem Zusammenhang auch die Gruppe von Erziehungsberechtigten zu respektieren ist, die Wert darauf legt, dass ihre Kinder in erster Linie lautsprachlich erzogen werden, um ihnen die Kommunikation in die hörende Gesellschaft zu ermöglichen bzw. zu erleichtern.
Meiner Einschätzung nach wird damit in Rheinland-Pfalz ein Weg gegangen, der die größtmögliche Unterstützung gehörloser Kinder, Jugendlicher und Erwachsener in den Schulen vorsieht um Teilhabe zu sichern – von Zwangsmaßnahmen wird dabei abgesehen. Es werden aber große Anstrengungen unternommen, gehörlosen Kindern eine barrierefreie und gute Schulbildung zukommen zu lassen. Individuellen Bedürfnissen wird Rechnung getragen ohne anderen Menschen, die das nicht wollen, etwas aufzuzwingen.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Mertin MdL