Frage an Henning Münnecke von Tobias R. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Münnecke,
die CDU setzt in den Ländern überall die Studiengebühren durch. Was sagen Sie dazu? Zukünftig wird es so aussehen, dass entweder Kinder reicher Eltern studieren können oder man steigt anschließend sehr verschuldet ins Berufsleben ein.
Tobias Rohde
Sehr geehrter Herr Tobias Rohde,
wie Sie in Ihrer Frage bereits das Szenario aufzeigen, welches sich durch die CDU-Politik im Hochschulbereich einstellt, wollen die Grünen natürlich nicht. An die Hochschule gehört, wer das Zeug dazu hat, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Deshalb haben wir das Bafög verbessert, indem wir den Kreis der Geförderten erhöht und den Darlehensanteil auf 10.000 Euro begrenzt haben. Wir wollen das Bafög zu einer elternunabhängigen Unterstützung ausbauen. Das Erststudium bis zum Diplom, Magister, Master oder einem vergleichbaren Grad soll gebührenfrei bleiben. Den Zugang für befähigte Nicht-Abiturienten wollen wir erleichtern. Wir wollen die Hochschulfinanzierung zu einem relevanten Teil an die Nachfrage der Studierenden koppeln, um deren Bedürfnissen mehr Gewicht zu verleihen. Dazu können Gutscheine, Studienkonten oder auch Indikatorenmodelle eingesetzt werden. Zugleich wollen wir den Hochschulen mehr Autonomie, etwa bei der Auswahl von Studierenden, geben. Die Hochschulen sollen sich ihren Studierenden aussuchen und Studierende sollen sich ihre Hochschule aussuchen – beide auf gleicher Augenhöhe. Damit auch die Studierenden sich ihre Hochschule aussuchen können, bedarf es besserer Studienbedingungen und ausreichend vieler Studienplätze. Über einen fairen Wettbewerb tragen wir mehr Effizienz und Transparenz in die Hochschulen. Statt bestehendem Beamtenrecht wollen wir einen flexiblen Tarifvertrag, der junge WissenschaftlerInnen absichert und Forschung und Lehre als Beruf auch ohne Professur möglich macht. Wir wollen den laufenden Generationswechsel an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen für eine deutliche Steigerung des Frauenanteils in wissenschaftlichen Führungspositionen nutzen. GRÜNE denken die offene Hochschule auch international. Deshalb unterstützen wir den Bologna-Prozess, welcher die Mobilität von Studierenden und WissenschaftlerInnen in Europa verbessern soll. Dazu gehören gestufte Abschlüsse wie Bachelor und Master ebenso wie europäische Studiengänge.
Der Zugang zu akademischer Bildung wird für die Einzelnen immer entscheidender für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, aber auch für ein emanzipiertes selbstbestimmtes Leben. Im Vergleich mit anderen OECD-Staaten, insbesondere mit den skandinavischen Ländern, ist Deutschland insgesamt Schlusslicht bei der Anzahl der Studierenden. Wir wollen, dass die Zahl der HochschulabsolventInnen steigt.
Mit freundlichen Grüßen
Henning Münnecke