Frage an Hellmut Königshaus von Friedrich W. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Königshaus,
wären Sie bereit, haben sie das Rückgrat und den Mut für fünfzehn Tage bei mir zu wohnen und zu "leben"?
Sie fragen sich jetzt sicherlich warum. Ganz einfach, Sie sind vom Volk durch geheime Wahl in diese Position gekommen, ergo haben Sie sicherlich auch die Pflicht gerade in sozialen Brennpunkten zu erleben, was Sie und andere Abgeordnete immerhin Millionen Ihrer Wähler zumuten. Volksnähe nennt man das wohl.
Sie nehmen für 15 Tage 176 € in die Hand für gesundes Essen, Trinken, Strom, Gas, Kleidung, Telefon, Information, Bildung, Notwendigkeiten zum täglichen Bedarf (Hygieneartikel etc.), bilden Rücklagen für diverse Dinge wie defekte Haushaltsgeräte, Wohnungsrenovierung usw. usf. und mit dem Rest nehmen Sie um nicht ins Abseits zu geraten an kulturellen Veranstaltungen teil.
Nur dann können sie mit einem von Millionen Erwerbsminderungsrentnern auf gleicher Augenhöhe diskutieren ob die Würde des Menschen wirklich unantastbar ist.
Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Weitner
Sehr geehrter Herr Weitner,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Bitte entschuldigen Sie, dass ich erst heute antworten kann.
Ich muss nicht erst zu Ihnen ziehen, um beurteilen zu können, wie es sich anfühlt, mit wenig Geld auskommen zu müssen. In meiner Jugend habe ich selbst Armut erlebt, die es heutzutage in Deutschland zum Glück gar nicht mehr gibt. Meine alleinerziehende Mutter war schon sehr früh erwerbsunfähig geworden und erhielt nur eine sehr geringe Rente. Damals gab es keine Grundsicherung für Rentenbezieher, wir mussten sogar zeitweise ohne Heizung auskommen. Ich traue mir also durchaus zu, auch mit Menschen in auf Augenhöhe diskutieren zu können, die nur Hartz IV-Leistungen erhalten oder lediglich über die Grundsicherung oder eine geringe Rente verfügen.
Ich teile Ihre Einschätzung, dass die Situation für Erwerbsminderungsrentner besonders tragisch ist, da sie durch unverschuldete Schicksalsschläge wie Krankheit oder Unfall erwerbsunfähig wurden und nun darunter im Alter dafür ein weiteres Malleiden müssen. Darum habe ich mit der FDP-Bundestagsfraktion ganz aktuell einen Antrag in den Bundestag eingebracht, in dem wir eine verbesserte Absicherung für das Erwerbsunfähigkeitsrisiko fordern (Drucksache Nr. 16/10872). Wir hoffen, so vergleichbare Fälle in der Zukunft auszuschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Hellmut Königshaus