Frage an Helin Evrim Sommer von Kay N. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Baba-Sommer,
sie sitzen für den Bezirk Hohenschönhausen im Berliner Abgeordnetenhaus. Hätte ich das nicht recherchiert wüßte ich dies nicht, den etwas gehört oder gesehen habe ich von Ihnen hier noch nicht.
Was qualifiziert Sie, die Ostdeutschen hier im Bezirk zu vertreten?
Ihr Gebiet Frauenfragen ist hier sicherlich fehl am Platz und das müßten Sie eigentlich wissen. Die Ostdeutsche Frau war wirtschaftlich unabhängig und auch im beruflichen Umfeld nicht beeinträchtigt. Waren Sie in der Wendezeit hier bei uns? Haben Sie auf den Montagsdemonstrationen mit uns Ihre körperliche Unversehrtheit und Ihre Freiheit riskiert?
Was wissen Sie von uns, dass Sie sich anmaßen für uns im Abgeordnetenhaus zu sitzen?
In Ihrem Programm finde ich nichts was auf die Interessen der Ostdeutschen hinweist.
Deshalb frage ich Sie nochmals: WAS QUALIFIZIERT SIE FÜR UNS ZU SPRECHEN??
Sehr geehrter Herr Nerstheimer,
ich qualifiziere mich durch meine engagierte Arbeit auf Bezirks-und Landesebene und nicht durch meine Herkunft, dafür, die Bürgerinnen und Bürger im Abgeordnetenhaus zu vertreten. Ich arbeite seit mehr als 5 Jahren im Bezirk Lichtenberg und in meinem Wahlkreis in Hohenschönhausen. Ich habe hier meinen Lebensmittelpunkt. Ich fühle mich hier sehr wohl, gerade auch weil die Menschen hier sehr offen und tolerant sind. In diesem Bezirk engagiert sich meine Partei DIE LINKE für ein bundesweit einzigartiges Modell, das der Bürgerkommune. Dadurch soll Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit gegeben werden, direkt an Entscheidungen im Bezirk mitzuwirken. Ich bin in Hohenschönhausen in vielen zivilgesellschaftlichen Strukturen verankert und kenne so die Belange der Bürger in meinem Wahlkreis bestens. Auf meiner Website (www.evrimbabasommer.de) können Sie und alle anderen interessierten Bürgerinnen und Bürger sich selbstverständlich über meine zahlreichen Aktivitäten informieren. Sie könnten auch meinen Newsletter abonnieren ( http://evrimbabasommer.de/kontakt/#newsletter ) und so zeitnah über meine Aktivitäten informiert werden.
In meinem Wahlkreis wurde ich 2006 als Kandidatin mit großer Mehrheit direkt in das Abgeordnetenhaus von Berlin gewählt. Die Wählerinnen und Wähler haben mir also das Mandat übertragen und das Vertrauen ausgesprochen, sie zu vertreten. Vielleicht sollten Sie die Bürgerinnen und Bürger in meinem Wahlkreis einmal fragen, warum sie denken, dass ich sie so gut repräsentiere.
Bezüglich Ihrer fast schon chauvinistischen Bemerkung, der Kampf für die Geschlechtergerechtigkeit wäre hier fehl am Platz, gibt es zu sagen, dass die Benachteiligung von Frauen tief in der bundesdeutschen Gesellschaft verankert ist. Das trifft sowohl Frauen aus Ost- als auch Westdeutschland zu. Frauen verdienen nach wie vor für gleiche Arbeit 23% weniger als Männer. Manches Gesetz verschärft die Ungleichheit sogar noch weiter, wie etwa die gesetzlichen Reglungen zur so genannten „Bedarfsgemeinschaft“ bei Hartz IV. Darin wird Menschen, die länger als ein Jahr zusammen leben, unterstellt, sie lebten in einer ehelichen Gemeinschaft. Das schafft enorme Abhängigkeiten, besonders bei Frauen. Sie werden ökonomisch an ihren Partner gekettet. Das betrifft viele Frauen in meinem Wahlkreis.
Die Frauen in der DDR waren in der Tat wirtschaftlich unabhängiger als Frauen in der BRD. Doch das ist - vielleicht wissen Sie es noch nicht - über 20 Jahren vorbei. Frauen aus der DDR leben heute nach den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland, das heißt, unter den selben ungerechten Rahmenbedingungen. Man muss diese verändern, damit alle Frauen die selben Chancen wie Männer haben - sowohl in meinem Wahlkreis, meinem Bezirk, meiner Stadt und meinem Land, der Bundesrepublik.
Im Übrigen - und das nur am Rande - ist die Hälfte meiner Familie ostdeutsch und wir verstehen uns bestens!
Mit freundlichen Grüßen,
Evrim Baba-Sommer