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Helene Hammelrath
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Frage von Michaela F. •

Frage an Helene Hammelrath von Michaela F. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Frau Hammelrath,

wenn wir über "Bildung" sprechen, beschränkt sich die Diskussion häufig auf den schulischen Bereich unserer Kinder.

Ich sehe da ein anderes komplexes Problem auf uns zukommen:

- Deutschland wird älter und die Bevölkerung schrumpft.
- Der Bedarf an Mitarbeitern in Gesundheits- und Pflegeberufen wird stetig wachsen.
- Die Ausbildungsberufe insbesondere in der Pflege sind für junge Menschen nicht attraktiv.
- Die Gehälter in den Gesundheits- und Sozialberufen sind ein Witz.
- Die EU plant, die Akademisierung der Pflegeberufe voranzutreiben, damit hochwertige Pflege gewährleistet ist. Der Wunsch ist, daß nur Abiturienten den Zugang zu den Pflegeberufen erlangen sollen.
- Deutschland hingegen hat bereits jetzt in einzelnen Bundesländern die Zulassungsvoraussetzungen für Pflegeberufe auf den Hauptschulabschluss gesenkt um überhaupt noch Auszubildende zu bekommen.
- Die Gesundheitsberufe (Therapie, Pflege, Assistenz) sind i.d.R. dreijährige, nicht verkürzbare Ausbildungen, zum Teil an Berufsfachschulen, die oft privat und somit kostenpflichtig sind.
- Die Arbeitsagenturen haben zum 01.04.2012 neu und klar geregelt, daß Bildungsgutscheine nur noch für max. 2-jährige Ausbildungen gegeben werden dürfen.

Nimmt man all diese Fakten zusammen, sieht die Zukunft in den Ausbildungen der Gesundheitsbranche nicht besonders rosig aus. Somit ist eine Versorgung der alternden Bevölkerung gefährdet.

Wie ist Ihre Haltung zu dieser Thematik?

MfG
D. Flüger

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Flüger

ich gebe Ihnen Recht, wir stehen im Umgang mit dem demografischen Wandel - und den daraus resultierenden Folgen, vor einer großen Herausforderung für die gesamte Gesellschaft.
Bis 2050 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen in NRW von zurzeit 485.000 auf rund eine Million Menschen verdoppeln.Wir müssen dem Wunsch älterer Menschen nach einem möglichst langen, aktiven, gesunden und sozial abgesicherten Leben im angestammten Umfeld Rechnung tragen. Zu einem selbstbestimmten Leben gehört eine wohnortnahe Versorgung und die Gestaltung der Barrierefreiheit in allen Fragen des täglichen Lebens. Auch für Menschen mit einem intensiven Unterstützungsbedarf müssen der Grundsatz „ambulant vor stationär“ und das Recht auf Selbstbestimmung gelten. Für uns zeigt sich die Solidarität einer Gesellschaft unter anderem daran, dass die Lebensleistung älterer Menschen anerkannt, ihre Ressourcen und Potenziale wahrgenommen und für Menschen mit Unterstützungsbedarf eine Versorgungssicherheit im selbstgewählten Wohnumfeld geboten wird.

Konkret fordern wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten deshalb durch Novellierung des Landespflegegesetzes geeignete Instrumente zu schaffen, um die pflegerische Angebotsstruktur im Rahmen einer kommunalen Pflegestrukturplanung als Teil einer integrierten Sozialplanung sicherzustellen und weiter zu entwickeln. Wir werden uns auf Bundesebene für die regelhafte Einführung eines trägerübergreifenden persönlichen Budgets, auch für ältere Menschen, einsetzen.

In den letzten Jahren war eine deutliche Abnahme des Fachkräftenachwuchses zu beobachten, auf den wir reagiert haben, um den sich immer deutlicher abzeichnenden Pflegenotstand abzuwenden. Als ersten wichtigen Schritt hat die SPD-geführte Landesregierung bereits die gesetzlichen Grundlagen für die Einführung der Umlagefinanzierung in der Pflege in 2012 geschaffen, um die Zahl der Ausbildungsplätze in der Pflege zu erhöhen.

Bezogen auf die berufliche Ausbildung sollen die drei bestehenden Pflegeausbildungsgänge basierend auf bewährten Vorgaben aus dem Alten- und Krankenpflegebereich zu einer generalistisch ausgerichteten Pflegeausbildung zusammengeführt werden, die zu einem einheitlichen Berufsabschluss führt. Damit werden die bestehenden Strukturen an die veränderten Anforderungen in der Versorgung angepasst und weiterentwickelt. Pflegeeinrichtungen, ambulante Dienste und Krankenhäuser werden gleichberechtigt einbezogen.

Das Landeswohnungsbauvermögen haben wir auch für energetische Sanierungen in Einrichtungen der Altenpflege geöffnet.

Das Problem ist also nicht nur erkannt, sondern wird bereits angegangen. Allerdings haben wir, wie eingangs erwähnt, noch viel Arbeit vor uns.

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse,

mit freundlichem Gruß

Helene Hammelrath