Heinz-Peter Schwertges
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Frage von Gerhard K. •

Frage an Heinz-Peter Schwertges von Gerhard K. bezüglich Verkehr

Wieviele Windräder, beispielsweise von der durchschnittlichen Leistungsstärke der in Baden-Württemberg bis 2020 geplanten, werden benötigt, um ein Kohle- oder Gaskraftwerk der Leistung 1000 MW vollständig zu ersetzen?

Ist es überhaupt sinnvoll, Solar- und Windstrom auszubauen ohne entsprechende Speicherkapazitäten und Leitungsnetze?

Antwort von
DIE LINKE

Wieviele Windräder, beispielsweise von der durchschnittlichen Leistungsstärke der in Baden-Württemberg bis 2020 geplanten, werden benötigt, um ein Kohle- oder Gaskraftwerk der Leistung 1000 MW vollständig zu ersetzen?

Antwort:
Ein solcher Vergleich ist nicht ganz so einfach anzustellen. Denn er hängt von vielen Annahmen ab: wie viel Wind weht am Standort des Windrads? Wie groß ist das Windrad? Deswegen hier nur eine exemplarische Rechnung:

Ein Steinkohlekraftwerk von 1.000 MW erzeugt bei einer derzeit durchschnittlichen Laufzeit von etwa 3.700 Stunden pro Jahr – die sog. Volllaststunden – 3.700 GWh Strom. Neue Windräder haben – natürlich abhängig vom Standort – laut Umweltbundesamt eine durchschnittliche Laufzeit von 2.440 Stunden. Nehmen wir an, die installierten Windräder hätten eine installierte Leistung von 5 MW, so müssten nach Adam Riese ca. 300 Windräder gebaut werden, um im Jahresdurchschnitt dieselbe Strommenge wie das Steinkohlekraftwerk zu erzeugen.

Was bei einer solchen Rechnung allerdings unter den Tisch fällt: bei der Produktion der genannten Menge Kohlestrom entstehen 2,7 Mio. Tonnen CO2, die zur globalen Erwärmung beitragen. Ist es ein Braunkohlekraftwerk, so werden zur Beschaffung des Brennstoffs ganze Landschaften am Niederrhein oder in der Lausitz umgepflügt, Dörfer abgebaggert.

Ist es überhaupt sinnvoll, Solar- und Windstrom auszubauen ohne entsprechende Speicherkapazitäten und Leitungsnetze?

Antwort:
Ja. Gegenwärtig reichen die bestehenden Netze noch aus. Die aufgrund mangelnder Netz- oder Speicherkapazitäten notwendigen Abregelungen von Wind- oder Solaranlagen nehmen zwar zu, halten sich aber insgesamt noch in einem moderaten Rahmen.

Damit dies auch zukünftig so bleibt, muss der konventionelle Kraftwerkspark (Atom, Kohle, Gas) so umgebaut werden, dass er zu einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien passt. Ergänzend zum Ausbau erneuerbarer Energien brauchen wir flexibel steuerbare Gaskraftwerke statt neuer Kohlekraftwerke. DIE LINKE schlägt daher ein Kohleausstiegsgesetz vor, das einen geordneten Ausstieg aus der Kohleverstromung als Voraussetzung für den Umbau der Energieversorgung ermöglicht. Auch der Um- und Ausbau der Stromnetze muss konsequent vom Endpunkt einer erneuerbaren Vollversorgung her konzipiert und umgesetzt werden. Er muss zukünftige Strom- und Wärmespeicher berücksichtigen, deren Erforschung und Entwicklung in den kommenden Jahren massiv zu fördern ist.

Das alles passiert nicht von heute auf morgen und ist auch kein Selbstläufer. Aber die Energiewende lohnt die Herausforderung, denn wir dürfen nicht vergessen, warum wir dies alles tun: Deutschland trägt als das Land mit dem weltweit sechstgrößten Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) eine besondere Verantwortung für den globalen Klimaschutz. Die Solidarität mit den heute schon von den Folgen der globalen Erwärmung betroffenen Menschen erfordert eine drastische Reduzierung der CO2-Emissionen. Für den Stromsektor bedeutet dies: konsequenter Ausbau nachhaltig erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien.