Frage an Heinz Dabrock von Rolf K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sie sind Studiendirektor. Ihr Motto "lebenslänglich für die Bildung". Sind Sie also der Ansicht, dass unser Bildungswesen, in dem Sie selbst mitarbeiten (?), so schlecht ist? Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern? Im Wahlprogramm Ihrer Partei sind Sie aber eher für den Status Quo?
Sehr geehrter Herr Kockler,
lebenslänglich für die Bildung ist natürlich ein Wortspiel, das Sie sofort erfasst haben.
Das Erfordenis lebenslanger Bildung und ein (Gerichts)Urteil über Bildung werden miteinander vermischt.
Im Kern soll damit ausgedrückt werden, dass sich in der Bildung einiges ändern muss hin zu mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit. Ich unterscheide dabei ganz klar das formale Bildungssystem und die inhaltliche Ausgestaltung. Die Beibehaltung des "status quo" im Wahlprogramm bezieht sich auf den ersteren Aspekt, eingeschränkt auf die Schule. Eine Bildungsreform braucht meiner Einschätzung nach etwa 10 Jahre, bis sie bei allen Beteiligten angekommen ist und sich fundierte Routinen und Selbsteinschätzungen auf breiter Ebene gebildet haben.
Formal wurde seit/mit der Einführung von G8 sehr viel Reformhektik betrieben. Die jeweiligen Änderungen (z.B. bei den Stundentafeln, der Lehrpläne oder bei der Gestaltung der Abschlussprüfungen) hatten oft nicht Gelegenheit, auf ihre wirkliche Bewährung in der Praxis hin ausprobiert zu werden bzw. sich zu festigen, da stand bereits wieder die nächste Reform ins Haus. Und aktuell wurde die Einführung der Gemeinschaftsschule beschlossen. Diese REform muss dann aber für längere Zeit genügen. Man kann die Lehrer, Eltern und Schüler nicht fortwährend verunsichern - es muss Planungssicherheit hergestellt werden, damit sich inhaltliches Engagement und Innovation mittelfristig bewähren kann.
Nun zum Inhaltlichen. Mit der bundesweiten Einführung der Bildungsstandards und der Ausrichtung auf Kompetenzen ist ein zukunftsfähiger Weg eingeschlagen. Auf Lehrerseite herrscht vielfach Verunsicherung, wie die neue Ausrichtung mit den tradierten Wegen in Einklang zu bringen ist. Hier engagiere ich mich beruflich im Fortbildugnsprojekt KOSINUS. Eine weitere "Baustelle" im schulischen Bereich ist das Fördern von Schülern. Vielerorst wird hier schulintern nur die Förderung schwacher Schüler betrieben, viel seltener auch die Förderung der Besten. Und als Instrument wird häufig das Einbinden in zusätzliche Lerngruppen außerhalb des regulären Unterrichts gewählt. Hier muss das Ziel eine stärkere und qualitativ hochwertige Binnendifferenzierung sein. Um die einzelnen Lehrer/innen nicht über zu belasten, muss in der Schule höherem Maße auf Teamarbeit bzw. auf arbeitsteiliges Arbeiten in den Fachkollegien hinorganisiert werden.
Und schließlich ein Wort zur Ausstattung der Schulen. Moderne Medien sind kein Allheilmittel, aber sie müssen in weitaus höherem Umfang in den Klassenräumen verfügbar werden. Aber auch hier besteht in der Lehrerschaft ein hoher Fortbildungsbedarf, diese Medien auch mit Mehrwert für die Schüler/innen einzusetzen. Über Klassengrößen muss differenzeirt nach Alter und Schulform nachgedacht werden. Hier bietet die demographische Entwicklung einige Chancen, birgt aber auch Risiken.
Fazit: Die Familien-Partei will nicht weiter am formalen Rahmen rumexperimentieren (der soll zur Ruhe kommen), sie will die im schulischen Kontext handelnden Personen und die unterrichtlichen Rahmenbedingungen ins Zentrum ihres politischen Handelns stellen.
Anbei noch eine kleine Stellungnahme, die ich für die Homepage hrrp://www.familien-partei-saarland.de verfasst hatte. Dort finden Sie Hinweise über meine Position zur "Bildung", soweit sie nicht die Schule betrifft. Hinsichtlich der Studienbedingungen finden Sie anbei eine Datei betreffend die Wahlprüfsteine des ASTA der Universität des Saarlandes.
Herzlichen Gruß und vielen Dank für Ihr inhaltliches Interesse.
Heinz Dabrock